Dass die Rezessionswahrscheinlichkeit ihren Maximalwert erreicht hat, beruht auf einer Vielzahl von aktuellen Entwicklungen. Dazu zählen der drastische Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe, der Einbruch der Auftragseingänge aus dem Inland, die sinkende Zahl offener Stellen oder das historische Tief, das der ifo-Geschäftsklimaindex erreicht hat. Vergleichsweise stabil zeigt sich lediglich der IMK-Finanzmarktstressindex, der einen breiten Kranz von Finanzmarktindikatoren zu einem einzigen Maß bündelt und sich gegenüber dem Vormonat kaum weiter eingetrübt hat. Allerdings bleibe die Volatilität an den Finanzmärkten hoch, konstatieren die Expertinnen und Experten des IMK.
Sowohl binnen- als auch außenwirtschaftliche Faktoren haben die Rezession verursacht, also neben dem zeitweiligen Lockdown zur Eindämmung des Corona-Virus im Inland der globale Wirtschaftseinbruch. Insbesondere in den USA drohten als Folge der hohen Arbeitslosigkeit eine längere Nachfrage- und Importschwäche als zunächst erwartet, analysiert das IMK. „Anders als in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, als China mit einem massiven Konjunkturprogramm die Nachfrage ankurbelte und damit den Motor der Weltwirtschaft wieder zum Laufen brachte, kann Deutschland in der aktuellen Situation nicht darauf hoffen, die tiefe Rezession mit Hilfe der Auslandsnachfrage zügig zu überwinden“, sagt Dr. Sabine Stephan, Außenhandelsexpertin am IMK. „Umso wichtiger sind deshalb konjunkturelle Maßnahmen, die die Binnenwirtschaft stimulieren und stärken. Investitionen in den Bereichen Bildungsinfrastruktur, Umwelttechnik, Verkehrswende und Energieeffizienz sollten zeitlich so ausgerichtet werden, dass sie den Nachfrageausfall von Seiten der Außenwirtschaft abmildern und gleichzeitig die klimaneutrale Neuausrichtung der deutschen Wirtschaft voran bringen.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt.
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