Ein Trend macht den Ausbildungsbetrieben zu schaffen: Immer mehr Schulabgänger ziehen der beruflichen Ausbildung den akademischen Bildungsweg vor. Der Run aufs Studium scheint ungebrochen zu sein. Und das, obwohl die Imagekampagne des Handwerks einen passenden Spruch hierzu auf Lager hat: Mach erstmal etwas Sinnvolles. Studieren kannst du immer noch.
Ausbildung statt Studium
Eine bedeutende Aufgabe der Handwerkskammer ist es, junge Leute dabei zu unterstützen, den passenden Beruf zu finden. „Wir haben mit den Schulen zahlreiche Kooperationen. So bieten wir in unserer Bildungsakademie eine praxisnahe Berufsorientierung an“, berichtet Katharina Schütz, zuständige Teamleiterin der Handwerkskammer Region Stuttgart. „Dort erhalten die Jugendlichen Einblick in verschiedene Handwerkstechniken. Sie können so erkunden, welches Material ihnen liegt oder ob sie überhaupt handwerklich arbeiten wollen.“ Das Projekt „ProBerufGym“ richtet sich speziell an Gymnasiasten. „In Kooperation mit den Schulen veranstalten wir Projektwochen.“ Interessierte erhalten nicht nur eine Kompetenzanalyse, sondern lernen auch drei verschiedene Betriebe und spannende Berufsfelder kennen.
„In solchen Projekten können Schüler herausfinden, ob ihnen eine bestimmte Berufstätigkeit liegt und Spaß macht. Sie probieren sich aus und bekommen Feedback“, berichtet Schütz. „ProBerufGym“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg unterstützt.
Allerdings empfiehlt sie Jugendlichen, im Betrieb zusätzliche Praxiserfahrung zu sammeln. „Die Praxiserkundungen in unserer Bildungsakademie sind etwas anderes als ein mehrtägiges Praktikum in einem Unternehmen, in dem man auch den Arbeitsalltag kennenlernt.“ Für eine fundierte Berufsentscheidung sei diese Erfahrung aber ganz zentral. „Denn die Schüler erleben auch die Anspannung im Betrieb, wenn ein Auftrag fertig werden muss.“ Außerdem sei die Atmosphäre von Beruf zu Beruf unterschiedlich. Auch das sollten junge Leute hautnah erleben. „Die Stimmung beim Friseur ist anders als in einer Kfz-Werkstatt.“
Gerade im Handwerk sind auch kurzfristige Praktika im Betriebe möglich. Schütz: „Oft reichen schon ein paar Tage Vorlaufzeit. Am besten direkt zum Chef gehen und nachfragen. Meist können interessierte Schulabgänger solch ein Schnupperpraktikum sogar noch im Sommer vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn absolvieren.“ Den Beginn der Ausbildung handhaben Betriebe flexibel. Er ist auch am 1. Oktober oder 1. November möglich.
Berufsexperten kommen in die Schule
Durch frühzeitige Berufsorientierung versuchen die Handwerksorganisationen die jungen Menschen auf die Karrieremöglichkeiten im Handwerk aufmerksam zu machen. Dabei wird die gesamte Bandbreite an Marketinginstrumenten bespielt. So soll die Berufsorientierung an Schulen in der Region Stuttgart durch die sogenannte InfoTour der Handwerkskammer auf die 130 Ausbildungschancen in einem Handwerksberuf hinweisen. Dabei kommen Berufsexperten in die Schulklassen und präsentieren alles Wesentliche für die Berufswahl.
Auch echte Azubis, die sogenannten Ausbildungsbotschafter, sollen die jungen Menschen in der Schule zum Nachdenken anregen und auf die künftige berufliche Heimat im Handwerk vorbereiten. Berufsinfomessen und die Videoplattform azubiTV, auf welcher die Mehrzahl der 130 Ausbildungsplätze auf anschauliche Weise dargestellt wird, runden die vielfältigen Maßnahmen und Aktionen ab. Ziel ist es, junge Menschen, Eltern und Lehrer bei der Berufswahl zu begleiten.
Wer ein Praktikum oder gleich einen Ausbildungsplatz sucht, ist in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Region Stuttgart richtig. Dort werden ganzjährig freie Lehrstellen angezeigt. Wer nicht weiter kommt, sollte sich beraten lassen. Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer stehen gerne zur Verfügung unter Telefon 0711 1657-0.
Weitere Infos über das Handwerk unter www.hwk-stuttgart.de
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