Neutrales Doppel: Schweizer auto-illu und TÜV SÜD testen Reifen

Sie heißen Primacy, EcoContact, Sportnex oder Potenza. Alles nur Marketinggetöse? Dass Reifennamen durchaus ihre Bedeutung haben, an denen sich Käufer neben dem Reifenlabel orientieren können, das beweist der aktuelle Reifentest der Schweizer Zeitschrift auto-illustrierte. Beim Test auf dem Goodyear-Testgelände im französischen Mireval zeigten die Goodyear-Probanden Eagle F1 Asymmetric 6, EfficientGrip Performance 2 und Eagle F1 Supersport in vier Nass- und zwei Trockendisziplinen einige Unterschiede. Erstes Fazit: Der EfficientGrip ist tatsächlich wirtschaftlich, der SuperSport echt sportlich und der Asymmetric 6 punktet beinahe überall. Mit auf der Teststrecke, zur unabhängigen, messtechnischen Unterstützung: der TÜV SÜD-Reifenexperte Michael Stamm. Wenn es um Neutralität geht, macht den Eidgenossen eben keiner was vor.

„Der Test zeigt, dass die Premiumhersteller in verschiedene Richtungen entwickeln, um die Bedürfnisse der Autofahrer möglichst breit abzudecken“, sagt Michael Stamm, Reifenexperte von TÜV SÜD. Käufer sollten sich daher genau überlegen, welche Eigenschaften neue Reifen haben sollen. Denn mit einem besonders wirtschaftlichen Reifen wird man schlechter sportlich fahren können, mit einem Reifen, der sportlich daherkommt, machen Autobesitzer sicher Abstriche bei Komfort und Haltbarkeit. Aber Premiumhersteller wie Goodyear haben immer auch einen Pneu im Programm, der sein Profil im mittleren Bereich ausfährt. So wie der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6, der den Testern in der Größe 245/45 R18 auch als Referenzreifen diente.
Die Konkurrenten: Goodyear Eagle F1 SuperSport in der Größe 245/40 R19 und der Efficient Grip Performance 2 (225/55 R17) aus demselben Hause. Der Testwagen: ein BMW 530e x-Drive Touring mit einer Systemleistung von 292 PS – ausreichend Power also, um sekundenschnell die hundert Sachen für den Trockenbremstest zu erreichen. Apropos: Beim Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 Stundenkilometern hat der „Allrounder“ klar die Nase… hinten, denn er kommt bereits nach 31,5 Metern zum Stehen, der SuperSport nach 33,1 Metern und ausgerechnet der mit der Bezeichnung Efficient Grip erst nach 35,2 Metern. Also doch nicht vom Namen locken lassen? Reifenmann Stamm: „Die Bezeichnungen haben ihre Berechtigung – klar. Überrascht bin ich von den beiden schlechteren Ergebnissen trotzdem. Vor allem vom SuperSport haben alle erwartet, dass er schneller steht.“

Vom Trockenen zur Königsdisziplin, dem Nassbremstest. Hier zeigt sich eine ähnliche Verteilung. Nach gerade einmal 28,7 Metern hört der BMW auf Asymmetric 6 auf, zu schieben. 31,5 Meter braucht der SuperSport bis er aus 80 Sachen zum Stehen kommt. Beim EfficientGrip zeigt nach 32,1 Metern die Nadel auf Null. Zur Verdeutlichung: Der mit dem besonders effizienten Grip rauscht mit einem Rest von 26,1 Sachen am schon stehenden Sieger vorbei.

Ganz anders dagegen ist das Ergebnis beim Aquaplaning (etwa 8 mm Wassertiefe). Hier landet der EfficientGrip mit 81,9 Stundenkilometern Aufschwimmtempo auf Platz eins. Der SuperSport verliert ein bisschen früher die Haftung – bei 80,9 Kilometern pro Stunde. Der Referenzreifen liegt hier ausnahmsweise auf Platz drei. Der Asymmetric 6 schwimmt schon bei 80,4 Kilometern pro Stunde.

Eine letzte Nassdisziplin ist das Handling auf einem bewässerten Rundkurs von 1,7 Kilometern Länge. Verteilung wie meistens gehabt: Stabile Seitenführung und schnellste Rundenzeiten (durchschnittlich 87,7 km/h) verleihen dem Asymmetric 6 wieder Platz eins, gefolgt vom SuperSport mit 86,5 Stundenkilometern und dem EfficientGrip, der die Runden nur mit 85,6 Sachen schafft.

Beim Trocken-Handling fährt der SuperSport seine Stärken voll aus. Die gut drei Kilometer lange Strecke umrundet der BMW auf UUHP-Reifen mit durchschnittlich 108,5 Stundenkilometern, 107,7 km/h schafft der Asymmetric 6 und der EfficientGrip ermöglicht dem Kombi, den Rundkurs mit 107,1 Kilometern pro Stunde zu knacken.

Fazit vom TÜV SÜD-Reifenfachmann Stamm: „Wer bei neuen Reifen besonders auf Wirtschaftlichkeit setzt, wird in puncto Performance leichte Abstriche hinnehmen müssen. Wer dagegen besonders sportlich unterwegs sein will, der sollte sein Augenmerk auf Sicherheitsparameter wie die Nasshaftung im Auge behalten. Den besten Kompromiss muss jeder für sich selbst entscheiden. Alle Reifen im Test performen auf einem sehr hohen Level, hierbei waren die Unterschiede in manchen Kriterien eher gering, in anderen aber auch deutlicher zu messen – sicher sind alle drei. Wirtschaftlichkeit, Nasshaftung und Geräuschentwicklung: Mehr als die Reifennamen bietet das Reifenlabel, dessen Entwicklung von TÜV SÜD mitbegleitet wurde, die beste Orientierung.“

TÜV SÜD betreibt in Garching bei München das größte unabhängige Reifen-/Räder-Labor seiner Art in Europa. Die Experten sind hier seit vielen Jahren der kompetente Partner der Reifen- und Fahrzeugindustrie, wenn es um Reifen und Räder geht.

Die ausführlichen Ergebnisse des Reifentests stehen ab 28. Juli in der August-Ausgabe der auto-illustrierte.

Über die TÜV SÜD AG

Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Mehr als 26.000 Mitarbeiter sorgen an über 1.000 Standorten in rund 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. www.tuvsud.com/de

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