Der Holzbau boomt, die Bauwirtschaft befindet sich im Umbruch

Im Würzburger Schlosshotel Steinburg fand Mitte Februar die Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und des Interessenverbandes Nagelplatten e.V. statt. Unter souveräner Leitung von GIN-Vorstand Jochen Meilinger fassten die Mitglieder tragfähige Beschlüsse, die dem anhaltenden Holzbauboom und einer Bauwirtschaft im Umbruch gleichermaßen Rechnung tragen.

„Wir müssen die Märkte der Zukunft bedienen!“, sieht GIN-Vorsitzender Jochen Meilinger als zentrale Herausforderung an. Dazu gehört für den erfahrenen Holzbauingenieur aus dem Altmühltal, die Leistungsfähigkeit des eigenen Gewerks bei allen Entscheidern auf Kundenseite offensiv bekannt zu machen: „Wir müssen uns bewegen, müssen uns zeigen, müssen unsere Stärken konsequenter als jemals zuvor in die Waagschale werfen, um bei der Auftragsvergabe die Nase vorn zu haben. Der Holzbau boomt, das kommt uns entgegen. Gleichzeitig lässt der Fachkräftemangel im Baugewerbe Bauträger, Generalunternehmer und Hausbauunternehmen nach neuen Möglichkeiten suchen, ihre Baustellen termingerecht und zuverlässig mit den benötigten Bauteilen zu beliefern. Gütegesicherte Dachtragwerke aus vorgefertigten Nagelplattenbindern sind da eine naheliegende Entscheidung“, appellierte Meilinger in einer leidenschaftlichen Rede an die Verbandsmitglieder, im Tagesgeschäft unternehmerische Flexibilität und Weitsicht zu beweisen.

Alte Zöpfe abschneiden

Das Verharren in alten Mustern bringt nach Meilingers Überzeugung nichts, weil sich die Bauwirtschaft erkennbar im Umbruch befindet. „Wir müssen den Mut haben, auf bequeme, unterm Strich aber unrentable Projekte zu verzichten, wenn unsere Kräfte dafür anderswo gewinnbringender einzusetzen sind!“, gab der GIN-Vorsitzende zu bedenken. Anhaltspunkte, wo profitable neue Märkte zu finden sind, hat die GIN-Markterhebung von 2015 geliefert; die detailgenaue Studie liegt allen Mitgliedsunternehmen vor.

Veränderungsprozesse mitgestalten

Erkannte Vermarktungschancen gilt es konsequent zu nutzen, da sich in vielen Bereichen der Bauwirtschaft die Anforderungen grundlegend ändern. Beispielsweise macht die zunehmende Europäisierung auch vor geltenden nationalen Holzbau-Normen nicht halt – EC 5 als Stichwort. Die Projektabwicklung nach der BIM-Methode wird durch den jüngsten Ministerialerlass für öffentliche Bauprojekte ab einer bestimmten Bausumme bundesweit zum Standard.

Auch die Gütesicherung sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber; auf den weitgehenden Wegfall des nationalen Ü-Zeichens und der deutschen zusätzlichen bauordnungsrechtlichen Anforderungen an die Qualität von Bauprodukten gilt es durch privatrechtliche Qualitätssicherungen zu reagieren. Nur so können den Auftraggebern, den am Bau beteiligten Planern und den ausführenden Unternehmern zukünftig nachvollziehbar die notwendigen Qualitätsstandards zugesichert werden. Optimal dafür geeignet ist das 2014 grundlegend reformierte RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte. Alle europäischen und vor allem nationalen bauaufsichtlichen Anforderungen an Nagelplattenkonstruktionen sind darin berücksichtigt und für die am Bau Beteiligten übersichtlich zusammengefasst und erläutert. Daneben gilt es, die künftigen – vor allem europäischen – Bestimmungen und technischen Regeln aktiv mitzugestalten. Die ehrenamtliche Tätigkeit von Vorstandsmitglied Konrad Meier, der die Brancheninteressen national wie international in Normungsgremien mit großer Umsicht und höchstem Sachverstand vertritt, hob Meilinger als herausragendes Beispiel für professionelle Verbandsarbeit hervor, die allen GIN-Mitgliedern und der gesamten Branche nützt.

Bilanz mit Raum für Perspektiven

Überwiegend Grund zur Freude hatte Diplom-Kaufmann Thomas Schäfer: Der Hauptgeschäftsführer des GIN konnte den Mitgliedern wie gewohnt eine ausgeglichene Vorjahresbilanz und einen beschlussreifen Haushaltsentwurf für 2017 vorlegen. Besonders hervor hob er die Tatsache, dass infolge der erfreulich hohen Investitionsbereitschaft privater und gewerblicher Bauherren bei vielen Holzfertighausherstellern mittlerweile Wartezeiten von bis zu einem Jahr und mehr üblich sind. „Auch dieser Umstand“, knüpfte Thomas Schäfer an Jochen Meilingers Vorrede an, „lässt die Nachfrage nach Tragwerken aus vorgefertigten Nagelplattenbindern weiter steigen. Die Unternehmen des Fertigbaus zählen nicht von ungefähr zu den größten Abnehmern von Nagelplattenbindern.“

Nachdenklich macht allerdings, dass sich das Nachfrage-Plus im Ein- und Zweifamilienhaus-Segment nicht analog im Mehrgeschossbau widerspiegelt. „Das hätte ich nach Lage der Dinge eigentlich erwartet. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden: Allein im öffentlich geförderten Wohnungsbau fehlen gegenwärtig 300.000 bis 400.000 Einheiten. Somit ist absehbar mit einem Auftragsschub von Seiten der öffentlichen Hand zu rechnen“, erläuterte Thomas Schäfer. GIN-Mitglieder sind also gut beraten, die Neubautätigkeit von Städten und Kommunen sowie Unternehmen der Wohnungswirtschaft im Auge zu behalten. Immerhin dürften 2017 etwa 30.000 Wohnungen mehr gebaut werden als 2016; diese Steigerung sollte auch den Nagelplattenbinderherstellern zugutekommen. „Dass wir den Tragwerksbau aus dem Effeff beherrschen, haben viele GIN-Mitglieder nicht zuletzt beim Bau von Unterkünften für Geflüchtete bewiesen; das war für den gesamten Holzbau ein Konjunkturmotor der Extraklasse“, rief Schäfer in Erinnerung. Ähnlich lukrative Geschäfte verspricht zurzeit der Wirtschaftsbau: Ein Vorjahres-Zuwachs von 25 Prozent bei Produktions- und Lagerhallen ist ein deutliches Signal, dass in Deutschlands Gewerbegebieten eine rege Neubautätigkeit herrscht. Nagelplattenbinder sind hierbei der Turbogang, der den Baufortschritt auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt.

Optimale Deckenkonstruktionen

Einen Fachvortrag von höchstem Nutzwert hielt in Würzburg GIN-Mitglied Elmar Suckfüll, Geschäftsführer des Nagelplattenbinderherstellers Suckfüll Holzbau Systeme aus Nieheim (www.suckfuell.com). Er widmete sich der Konstruktion und Vorfertigung besonders leichter Zwischendeckenträger, die große Spannweiten aufweisen können und mit metallischen Diagonalstreben mit Nagelplattenanschlüssen zwischen Ober- und Untergurt ausgeführt werden. Dabei entsteht eine horizontal zweidimensional nutzbare Installationsebene, die sich zur Integration von Rohren und Leitungen sowie zum Ausdämmen anbietet. Als Holzverbindungsmittel werden Verbindungselemente eingesetzt, die unter den Produktnamen easi-joist® (Hersteller: Wolf System; www.wolfsystem.com) und Posi-Joist® (Hersteller: MiTek Industries; www.mitek.de) bauaufsichtlich zugelassen sind.

Qualität systematisch sichern

Ein ambitioniertes Konzept zur Überprüfung der Überwacher, die mit der Vergabe des RAL-Gütezeichens 601 befasst sind, präsentierte der Sachverständige Dipl.-Ing. Ralf Stoodt, Obmann im Güteausschuss des GIN. Um einheitliche Überwachungsstandards zu schaffen und ein vergleichbar hohes Qualitätsniveau über alle Überwachungen hinweg zu sichern, sollen Überwacher aller PÜZ-Stellen ihre Qualifikation künftig gegenüber dem Obmann des GIN-Güteausschusses im Rahmen von Auditierungen bei deren Tätigkeit nachweisen müssen. Die Baustellenüberwachung erfolgt bei GIN-Mitgliedsfirmen weiterhin ausschließlich durch den Obmann des GIN-Güteausschusses. Auf diese Weise wird ein einheitliches Anforderungsniveau sichergestellt, das die Überwacher der in die RAL-Gütesicherung involvierten PÜZ-Stellen einschließt und für einheitliche Überwachungsstandards sorgt.

In internationalen Dimensionen denken

Über die zahlreichen Projekte des Technischen Ausschusses (TA) berichtete Theo Schönhoff. Er wies dabei auf die vielen administrativen Baustellen hin, die sich aus der Europäisierung des Baurechts ergeben und im Nachgang nationale Anpassungen auch auf der Ebene der Normung erfordern. „Über die Konsequenzen geänderter Rahmenbedingungen gilt es sachkundig zu informieren“, betonte Schönhoff. Mit den Auswirkungen und der Umsetzung des EC5 (EuroCode5) und seiner Bedeutung für die Nagelplattenbauweise wird sich der Technische Ausschuss des GIN daher im Herbst im Rahmen eines Seminars für Ingenieure und Prüfingenieure auseinandersetzen, das als Schulungsveranstaltung konzipiert ist und an zwei Orten stattfinden soll – voraussichtlich in Braunschweig und in Stuttgart. Nähere Informationen über die genauen Veranstaltungsorte und -termine werden rechtzeitig vorab auf der GIN-Website www.nagelplatten.de bekanntgegeben.

Sachkundige Begleitung durch die Mitglieder des TA erfordern ferner die Entwicklung eines Nagelplattenbinder-Tools für CAD-Programme, Regelungen zur Bauhöhe von NP-Bindern, aktuelle Fragen des Korrosionsschutzes, das Bauen im Bestand, die Anwendung von Nagelplattenbindern im Hinblick auf den Brandschutz, die Festlegung von Nutzungsklassen für Dachräume sowie Untersuchungen zum Schwingungsverhalten von Studiobindern und die daraus resultierenden Konzepte für die Nachweisführung. Theo Schönhoffs Fazit: „Auch wenn sich im Technischen Ausschuss manches hinter verschlossenen Türen abspielt, wird es uns angesichts der Fülle wahrzunehmender Aufgaben doch nie langweilig.“ Das vom TA im Interesse aller GIN-Mitglieder Erreichte spricht zweifellos für sich.

Schauen, wie man anderswo verfährt

Über den Stand der internationalen Forschung zum Schwingungsverhalten von Studiobindern mit Nagelplattenverbindungen referierte im Anschluss der Obmann der Arbeitsgruppe im TA: Jochen Scherer von MiTek Industries. Er führte aus, dass es angesichts des erheblichen Nachholbedarfs im Wohnungsbau und der steigenden Nachfrage nach Aufstockungen im Bestand an der Zeit sei, Optimierungsansätze auch aus anderen Ländern zu sammeln und auszuwerten, um die Erkenntnisse für die Anwendung und Nachweisführung in Deutschland künftig effizienter nutzen zu können.

Den Informationsaustausch pflegen

Sowohl in der verbandsinternen Kommunikation zwischen der Geschäftsstelle und den Mitgliedern als auch im Dialog mit den Medien und der Öffentlichkeit setzt der GIN seit geraumer Zeit Akzente, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Dies hat sich 2016 unter anderem an mehreren resonanzstarken gemeinsamen Auftritten des Verbandes und seiner Mitglieder in der Fachpresse gezeigt. Auch werden die Zugriffe auf diverse Medien, die regelmäßig über den GIN und die Aktivitäten seiner Verbandsmitglieder berichten, laufend statistisch erfasst und von einem neutralen Büro in Wiesbaden ausgewertet. Danach haben letztes Jahr rund 18,6 Millionen Leser die Veröffentlichungen des GIN im Internet aufgerufen oder in meinungsbildenden Fachtiteln Wissenswertes über Tragwerke aus Nagelplattenbindern gelesen. Die Fortsetzung der erfolgreichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde in Würzburg daher ebenfalls beschlossen.

Die Basis stärken und erweitern

Mit derzeit 55 Mitgliedsunternehmen – darunter 11 Montagebetriebe – sind bereits mehr als die Hälfte aller deutschen Nagelplattenbinderhersteller im GIN organisiert. „Wir verstehen uns als starke Gemeinschaft, die sich darauf versteht, mit exakt vorgeplanten und passgenau vorgefertigten Tragwerkselementen dem rein handwerklichen Wettbewerb Paroli zu bieten“, merkt hierzu Hans-Werner Backes an, Obmann im GIN-Marketingausschuss. Damit die Leistungsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit des GIN und seiner Mitglieder jederzeit gewährleistet sind und bleiben, wird sich der Verband stärker für Interessenten aus der Zulieferindustrie öffnen: Über die güteüberwachten Hersteller von Nagelplattenbindern und RAL-zertifizierten Montagebetriebe hinaus will der Interessenverband zusätzliche Fördermitglieder gewinnen und für die Bauweise begeistern. Eine Arbeitsgruppe bereitet die Erweiterung der Mitgliederbasis vor und sorgt für die Entwicklung ansprechender und zugleich aussagekräftiger Informationsunterlagen. „Als Verband sind wir ein aufmerksamer Dienstleister und flexibler Servicegeber. Der vielfältige Nutzen einer Fördermitgliedschaft im GIN steht deshalb klar im Vordergrund unserer Charme-Offensive“, hob GIN-Vorstandsmitglied Elke Krug-Hartmann zum Ende der Tagung auf Schloss Steinburg hervor.

Mitgliederversammlung 2018

Die nächste Mitgliederversammlung des GIN findet am Rande der Fachmesse Dach & Holz vom 23. bis 24. Februar 2018 in Köln statt. Ort der Veranstaltung ist das Mercure Hotel, Severinshof, in der Kölner City. (az)

Weitere Informationen sind bei der Geschäftsstelle des GIN erhältlich: Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und Interessenverband Nagelplatten e.V. c/o FORUM HOLZBAU, Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, Fon 07 11/2 39 96-67, Fax 07 11/2 39 96 66, Mail GIN@nagelplatten.de, Web. www.nagelplatten.de

Über den GIN

Starke Verbindungen! Nach dieser Maxime handeln die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. für derzeit 55 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten: „Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt“, erläutert GIN-Geschäftsführer Thomas Schäfer. Das „RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte“ führen alle Betriebe, die auch Mitglied der Gütegemeinschaft sind. Es umfasst die Herstellung von Nagelplattenprodukten und kann sich darüber hinaus auch auf die Montage von Nagelplattenbinderkonstruktionen erstrecken. Das Gütezeichen Nagelplattenprodukte bürgt so für sichere, maßgenau hergestellte Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für die fachgerechte Montage gebäudespezifischer Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität.

Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1982 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Thomas Schäfer (Geschäftsführer) vertreten. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf http://www.nagelplatten.de

Über TEXTIFY Medienkommunikation

Einen Namen macht man sich durch Leistung! Nach dieser Maxime entwickelt das Medienbüro TEXTIFY.de Pressemitteilungen, Anwendungsberichte und Objektreportagen über erklärungsbedürftige Produkte, Unternehmen und Verbände. Namhafte Hersteller, versierte Handwerksbetriebe und spezialisierte Zulieferfirmen vorwiegend aus der Bauwirtschaft vertrauen uns die Außendarstellung ihrer Marken und Innovationen an. Die vorstehende Medieninformation haben wir für einen unserer Auftraggeber konzipiert, verfasst und bebildert. Insofern bitten wir um freundliche Beachtung und Nutzung des zur Veröffentlichung freigegebenen Materials. Redaktionsanfragen und Publikationsbelege erreichen uns per E-Mail an info@textify.de oder per Post an Medienbüro TEXTIFY.de, Box 18 52, 53588 Bad Honnef. Ihr Ansprechpartner: Achim Zielke M.A. (abp)

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