Credendo bewertet Präsident Lulas ersten Monat im Amt in Brasilien als ereignisreich

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde am 1. Januar, zwanzig Jahre nach seinem ersten Amtsantritt, vereidigt. Den ersten Monat bewertet der Kreditversicherer Credendo bereits als ereignisreich.

Zunächst stürmten radikale Anhänger des ehemaligen Präsidenten Bolsonaro am 8. Januar den (unbesetzten) Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Präsidentenpalast. Sie nannten die Wahlen manipuliert und wollten eine militärische Intervention, um Lula zu verdrängen. Die Unruhen ließen schnell nach, zeigten jedoch den hohen Grad der politischen Polarisierung und die herausfordernde Aufgabe, die Lula zu bewältigen hat, um ein geteiltes Land zu regieren. Zweitens gaben der brasilianische und der argentinische Präsident am 22. Januar bekannt, dass sie mit den Vorbereitungen für eine gemeinsame Währung beginnen würden, die neben ihren derzeitigen gesetzlichen Zahlungsmitteln (dem brasilianischen Real und dem argentinischen Peso) verwendet wird. Frühe Gespräche konzentrieren sich auf die Entwicklung einer gemeinsamen Werteinheit nur für den bilateralen Handel, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Die Präsidenten kündigten sogar an, dass eine vollständige Währungsunion in den kommenden Jahrzehnten möglich sein könnte.

Lulas Amtszeit als Präsident begann angesichts der starken Polarisierung nicht mit Flitterwochen. Davon abgesehen sind die demokratischen Institutionen Brasiliens relativ stark und haben die kurzen Unruhen gut überstanden. Mit Blick auf die Zukunft sind weitere Unruhen und regelmäßige Straßenblockaden, die die Lieferketten ernsthaft stören, möglich und werden auch im restlichen Südamerika keine Seltenheit sein.

Die Annäherung zwischen Brasilien und seinen Nachbarn, nachdem die Beziehungen unter Bolsonaros Amtszeit angespannt waren, kommt aus Sicht Credendos ebenfalls nicht unerwartet, zumal viele südamerikanische Länder in den letzten Jahren auch linke Regierungen gewählt haben. In diesem Zusammenhang ist die Ankündigung eines gemeinsamen gesetzlichen Zahlungsmittels zwischen Argentinien und Brasilien zu sehen. Es wird erwartet, dass es Lula einen Reputationsschub verschafft und vielleicht sogar die regionale Zusammenarbeit wiederbeleben wird. Ob tatsächlich eine gemeinsame Währung geschaffen wird, bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit wurden ähnliche Ideen, z.B. der „gaucho“ oder der „sucre“, aufgegeben. Darüber hinaus wird diskutiert, wie die gemeinsame Währung praktisch entwickelt werden soll, wobei die neueste Idee darin besteht, dass Argentinien die Währung durch harte Vermögenswerte wie Getreide, Gas oder Öl besichert. Tatsächlich sieht Credendo eine gemeinsame Währungsunion wie in der Eurozone noch in weiter Ferne.

Der Kreditversicherer erwartet Herausforderungen auch an der wirtschaftlichen Front. Da die Sozialausgaben unter Lula klar im Vordergrund stehen, wird sich dies angesichts der hohen Staatsverschuldung als Balanceakt erweisen. Zudem ist mit Gegenwind für die Wirtschaft zu rechnen. Umfangreiche Konjunkturausgaben vor den Wahlen ließen das reale BIP-Wachstum auf 3,2 % im Jahr 2022 steigen, aber dieses Wachstum wird voraussichtlich auf 1,2 % im Jahr 2023 zurückgehen, obwohl Chinas Wiedereröffnung im Dezember die Rohstoffpreise stützt. Auf der positiven Seite ist die Inflation von einem Höchststand von 12 % im April auf 5,8 % im Dezember gefallen. Daher könnte es einen gewissen Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik geben, da die Zinssätze der Zentralbank auf einem Achtjahreshoch stehen. Niedrigere Zinsen wiederum könnten das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Die Fiskalpolitik wird jedoch von entscheidender Bedeutung sein, da eine großzügige Handhabung den Aufwärtsdruck auf die Inlandspreise aufrechterhalten, eine geldpolitische Lockerung verhindern und sogar zu weiteren Zinserhöhungen führen könnte.

Im aktuellen Kontext bleiben die Risikobewertungen und Länderratings von Credendo stabil.

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