Kommentar: Erholung in der Industrie kommt nicht voran

Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Produktion im Verarbeitenden Gewerbe, wonach diese im Dezember um 2,1 Prozent gesunken ist: 

„Die deutsche Industrie hat sich im Jahr 2022 in Anbetracht der widrigen Umstände wacker geschlagen. Sie befindet sich aber weiter auf sehr niedrigem Niveau. Trotz Lieferengpässen und Energiekrise hat sich die Industrieproduktion in etwa auf dem Niveau von 2021 gehalten, während die Auftragseingänge im Jahr 2022 um 5 Prozent gesunken sind. Die Erholung von dem pandemiebedingten Einbruch ist jedoch nicht weiter vorangekommen: Die Industrie verzeichnete, abgesehen vom Pandemiejahr 2020, zuletzt im Jahr 2010 ein so niedriges Produktionsniveau wie 2022. Maßgeblich waren die massiven Lieferengpässe, die bereits seit dem Beginn der Pandemie ein Bremsklotz für die Industrieproduktion sind, und die Erholung merklich verzögern. Die Energiekrise hat zudem im Verlauf des Jahres zu deutlichen Produktionsrückgängen in den energieintensiven Branchen geführt. 

Trotz der zuletzt schwachen Auftragseingänge ist für die Industrie im laufenden Jahr ein Plus möglich. Maßgeblich ist, dass die Lieferengpässe zu einem erheblichen Anstieg der Auftragsbestände geführt haben. Von diesen hohen Auftragspolstern kann die Industrie bei nachlassenden Lieferengpässen nun zunehmend zehren. Insgesamt dürften die seit dem Beginn der Pandemie aufgetürmten zusätzlichen Auftragsbestände mehr als 10 Prozent einer Jahresproduktion ausmachen. Voraussetzung dafür, dass die Erholung wieder Fahrt aufnimmt, ist, dass sich die Auftragseingänge rasch wieder fangen, so wie es die jüngsten Umfragen unter Unternehmen nahelegen. Nach dem deutlichen Rückgang im Dezember zeichnet sich für die Industrieproduktion ein Anstieg zum Jahresauftakt ab. So haben die Automobilproduktion und – ausweislich des Kiel Trade Indicator – die Exporte im Januar zugelegt.“ 

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