Credendo erwartet historischen Staatsschuldenausfall in Sri Lanka

Die Regierung Sri Lankas hat eingeräumt, dass ein normaler öffentlicher Schuldendienst nicht mehr gewährleistet werden kann. Am 12. April verkündete sie ein Moratorium für alle Fremdwährungsschulden inmitten einer tiefen Wirtschaftskrise und angesichts unzureichender externer Liquidität. Die Regierung hat angeboten, Zahlungen in vor kurzem stark abgewerteten Sri-Lanka-Rupien zu leisten, und verhandelt über ein neues finanzielles Unterstützungsprogramm mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Zudem bemüht sie sich um eine vorläufige Umschuldung mit Gläubigern.

Nach Analyse des Kreditversicherers Credendo hat die Wirtschaftskrise in Sri Lanka bereits vor der Coronapandemie begonnen und sich in den letzten zwei Jahren angesichts ausbleibender Tourist:innen und rückläufiger Überweisungen von Arbeitnehmer:innen verschärft. Das Land erlebt nun eine tiefe soziale, wirtschaftliche und politische Krise. Angesichts nicht tragfähiger öffentlicher Finanzen, eines sehr hohen externen Finanzierungsbedarfs und fehlenden Marktzugangs erkennt Credendo verzweifelte Bemühungen der Regierung, unter externen Gläubigern (ohne den IWF) die notwendigen Mittel zu finden, um weiterhin Schulden bezahlen zu können.

Die Kombination aus schwindenden Devisenreserven (um zwei Drittel reduziert gegenüber Ende 2020) und der Priorität der Regierung bei der Rückzahlung von Auslandsschulden führte zu Kraftstoff- und Lebensmittelknappheit. Nun herrscht sogar ein Mangel an Medikamenten. Die Inflation kletterte im März auf 18,7 % und ist eine der höchsten in ganz Asien.

Die Folge sind landesweite soziale Unruhen und Proteste gegen die Regierung. Diese lehnt einen Rücktritt ab und zog mit den Verhandlungen mit dem IWF und dem Schuldenmoratorium die Reißleine. Credendo weist darauf hin, dass damit Sri Lanka zum ersten Mal in seiner Geschichte bald mit seinen Auslandsschulden in Verzug geraten wird. Mit dieser Entscheidung als letztem Mittel sollen Devisen gespart werden, um die Einfuhr lebenswichtiger Güter in einem kritischen sozioökonomischen Kontext zu ermöglichen. Der Kreditversicherer erwartet aber weiteren Abwärtsdruck auf die Devisenreserven. Die prekäre Liquiditätssituation könnte noch einige Zeit andauern, nicht nur aufgrund gestiegener Importkosten durch höhere Rohstoffpreise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, sondern auch aufgrund möglicher langwieriger Verhandlungen mit dem IWF und externen Gläubigern. Präsident und Regierung sind geschwächt, was die Position gegenüber dem IWF nicht erleichtert. Credendo erwartet, dass es schwierig wird, einen geordneten Deal mit insbesondere privaten Gläubigern und China zu finden.

Der Kreditversicherer sieht vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der bevorstehenden Sparmaßnahmen große soziale, wirtschaftliche und politische Instabilitätsrisiken. Den Ausblick für sowohl das kurz- als auch das mittel- bis langfristige politische Risikorating sieht Credendo negativ. 

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