„Krisenpolitik nach Gießkannenprinzip beenden“

Das Statistische Bundesamt hat heute die ersten vorläufigen Ergebnisse für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und den Finanzierungssaldo des Staates für das Jahr 2021 bekannt gegeben. Das BIP hat demnach um 2,7 Prozent zugelegt und das gesamtstaatliche Defizit hat im zweiten Jahr der Pandemie 4,3 Prozent des BIP betragen. Prof.  Dr.  Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft" am ZEW Mannheim erklärt dazu:

„Die Erholung von der Pandemie ist wegen der Lieferengpässe und der neuen Infektionswellen seit dem Herbst bislang enttäuschend verlaufen. Dies ist aber kein Grund für Konjunkturpessimismus für das neue Jahr. Die aufgestaute Nachfrage ist hoch und wird für ein sehr kräftiges Wachstum sorgen, wenn die Bremswirkungen der Lieferengpässe und der Omikron-Welle nachlassen. Das im Vergleich zu 2020 unverminderte hohe Staatsdefizit ist angesichts der Schwere des ökonomischen Pandemie-Schocks kein übermäßiger Grund zur Sorge. Deutschland konnte bislang seine Neuverschuldung in der Pandemie im Vergleich zu vielen anderen OECD-Ländern auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau halten. Für 2022 und die folgenden Jahre ist es aber unabdingbar, die Krisenpolitik nach dem Gießkannenprinzip zu beenden. Pandemiehilfen müssen jetzt viel gezielter erfolgen als in den letzten zwei Jahren. Sonst wächst die Gefahr, dass der Staat den unabweisbaren Strukturwandel behindert. Schon jetzt wächst etwa bei den sehr großzügigen Kurzarbeiterregeln die Gefahr, dass nicht mehr zukunftsträchtige Arbeitsplätze und Firmen am Leben gehalten werden. Der Staat muss ab jetzt bei seinen Corona-Hilfen viel genauer hinschauen, um eine Zombifizierung im Dienstleistungssektor zu verhindern.“

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Arbeitsmärkte und Personalmanagement; Digitale Ökonomie; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Marktdesign; Soziale Sicherung und Verteilung; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft, Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik.

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