IHK-Umfrage

Die wirtschaftliche Krise macht sich zunehmend auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. Saarländische Unternehmen reduzieren ihr Angebot an Ausbildungsstellen. Dadurch schließt sich zwar die Lücke zwischen offenen Stellen und – Ausbildungsinteressenten etwas. Noch immer gibt es aber viel mehr Plätze als Bewerber. Wie eine aktuelle Umfrage der IHK belegt, fehlen den Betrieben so weiterhin dringend benötigte Nachwuchskräfte. Unternehmen aus den Branchen Handel, Verkehr, Gastronomie und Gesundheit/Pflege sind besonders betroffen. Angesichts des Bewerbermangels und der demografischen Entwicklung warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé vor Wohlstandsverlusten. An der Umfrage beteiligten sich rund 460 Unternehmen, die zusammen für rund zwei Drittel der neuen Ausbildungsverträge im IHK-Bereich stehen.

Die saarländischen Unternehmen haben angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage ihre Ausbildungsaktivitäten heruntergefahren und melden der Arbeitsagentur immer weniger Stellen. Zugleich können die Betriebe ihr verbleibendes Stellenangebot nicht besetzen, weil Bewerber fehlen. Von solchen Schwierigkeiten berichtet in einer aktuellen Umfrage der IHK etwa ein Drittel der Betriebe, die sich an der Befragung beteiligten. Als wichtigsten Grund für ihre Besetzungsprobleme gaben rund zwei Drittel an, dass sie keine geeigneten Bewerbungen bekommen hatten. Ein Viertel bekam sogar keine einzige Bewerbung auf freie Lehrstellen. Unternehmen aus den Branchen Handel, Verkehr, Gastronomie und Gesundheit/Pflege haben es besonders schwer, Azubis zu finden.

„Es ist zu befürchten, dass der Abwärtstrend bei der Zahl der Ausbildungsverträge anhält“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Denn laut Umfrage will mehr als ein Drittel der Firmen in diesem Jahr weniger Azubis einstellen als 2024. Gut die Hälfte (55,5 Prozent) will genauso viele Stellen anbieten wie im Vorjahr, und nur zehn Prozent planen eine Aufstockung. „Die gewachsene Zurückhaltung der Betriebe bei der Ausbildung spiegelt die schwierige wirtschaftliche Lage wider. So fahren viele Industrieunternehmen im Saarland ihre Ausbildungskapazitäten herunter. Eine wesentliche Ursache dafür ist die Strukturkrise in der Autozulieferindustrie. Im Handel ist die Situation ähnlich. Die anhaltend geringe Kauflaune der Verbraucher belastet die Geschäfte“, sagt Thomé.

Corona-Folgen noch nicht überwunden

In der Ausbildungsbilanz der IHK sind die Folgen der Corona-Pandemie noch immer sichtbar. Im ersten Corona-Jahr sackte die Zahl der neuen Ausbildungsverträge um 16 Prozent ab. Und obwohl nach Ende der Pandemie Ausbildungsmessen erneut stattfinden und im Berufsorientierungs-Unterricht Jugendliche wieder mit Vertretern der Unternehmen zusammenkommen, konnte dieser Rückgang noch nicht wieder ausgeglichen werden. „Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sind in IHK-Berufen pro Jahr 600 bis 800 Schulabsolventen weniger in die Ausbildung hineingekommen als zuvor“, sagt Thomé. „Diese Nachwuchskräfte vermissen unsere Unternehmen schmerzlich.“ Gründe sind vor allem in der demografischen Entwicklung zu suchen. Die geburtenstarken Jahrgänge der Boomer-Generation kommen ins Rentenalter, viel weniger Schulabgänger rücken nach. Hinzu kommt, dass nach wie vor mehr junge Menschen weiterführende Schulen besuchen oder sich für ein Studium entscheiden.

Unternehmen stehen zur dualen Ausbildung

Aus der IHK-Umfrage wird deutlich, wie sehr Unternehmen die duale Ausbildung schätzen: Neun von zehn Unternehmen antworteten auf die Frage, warum sie Azubis einstellen: „Ich will gut ausgebildete Fachkräfte für mein Unternehmen sichern.“ Fast alle Ausbildungsbetriebe wollen junge Menschen für eine Ausbildung begeistern, um sie nach erfolgreichem Abschluss zu übernehmen.

Die Betriebe engagieren sich daher auch stark dafür, dass sich die Azubis Fachwissen aneignen und die Kompetenzen erwerben, die sie im Beruf brauchen. „Dabei sind vor allem diejenigen Auszubildenden im Blick, die sich beim Lernen schwertun oder die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen. Fast ein Drittel der Unternehmen bietet laut Umfrage selbst Nachhilfe an, wenn Azubis Probleme haben“, sagt der IHK-Chef. Andere bereiten Schulabgänger in langfristigen Praktika auf eine Lehre vor, stellen Azubis ehrenamtliche Paten zur Seite oder ermöglichen eine zweistufige Ausbildung. Manche nutzen Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit wie Einstiegsqualifikation oder Assistierte Ausbildung.

Bessere Deutschkurse für Migranten gefordert

Schon jetzt mildert der Zuzug von Migranten den Nachwuchsmangel auf dem Ausbildungsmarkt. So haben rund 53 Prozent der Betriebe bereits Zuwanderer ausgebildet. Mehr als ein Drittel hat auch Erfahrung in der Ausbildung von Menschen aus Nicht-EU-Ländern. „Dass fast die Hälfte der Unternehmen bisher noch keine Migranten ausgebildet hat, liegt vor allem an der Sprachbarriere. Mit nur minimalen Deutschkenntnissen lassen sich die schulischen und betrieblichen Anforderungen einer dualen Ausbildung eben nicht bewältigen – auch nicht mit Extra-Unterstützung durch die Unternehmen“, sagt Thomé. In der Umfrage sehen die Unternehmen daher besonders die Politik und Verwaltung gefordert. Das Angebot an Deutschkursen müsse verbessert werden. Und es sollten Schulbücher in verschiedenen Sprachen bereitgestellt werden, fordern die Betriebe.

IHK-Kampagne jetzt#könnenlernen

„Angesichts der demografischen Entwicklung benötigen unsere Unternehmen junge Fachkräfte. Bleiben sie aus, wird unsere Gesellschaft ihr Wohlstandsniveau nicht dauerhaft halten können“, warnt Frank Thomé. „Um mehr Jugendliche für die Ausbildung zu begeistern, müssen wir noch zielgerichteter über die Welt der Ausbildungsberufe informieren und junge Menschen für eine duale Ausbildung in IHK-Berufen begeistern.“ Die Schulen sollten ihre Berufsorientierung weiter verbessern. Auch die Gymnasien sind gefordert. Die IHK-Organisation setzt ihre bundesweite Azubikampagne fort – unter dem Motto: „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“.

Unter diesem Link können Sie Daten der Umfrage (zum Teil mit Vergleichswerten aus früheren IHK-Umfragen) sowie einige Grafiken herunterladen:
https://ihksaarland.saar-storage.de/s/6askGd7NGwj6fH2

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