Panamakanal steht vor ernsthaften Herausforderungen: Niedrige Wasserstände gefährden globale Lieferketten

Der Panamakanal, ein Kernelement der weltweiten Lieferketteninfrastruktur, sieht sich aufgrund ungewöhnlich niedriger Wasserstände mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Auswirkungen werden voraussichtlich schon ab März weitreichende Konsequenzen für die Logistikbranche und den internationalen Handel haben. Experten des ESSC präsentierten kürzlich eine quantitative Analyse, die Folgen des derzeitigen El Niño-Ereignisses für den Panamakanal aufzeigen. Die aktuellen Pegel liegen bereits bei saisonalen Tiefstständen mit negativen Auswirkungen auf die Kapazität des Kanals und in Folge entsprechenden Wartezeiten. „Die historisch niedrigen Wasserstände gehen unter anderem auf Jahrzehnte zurückliegende Abholzungen des Regenwaldes in der Umgebung des Gatúnsees zurück, aus dem der Kanalbetrieb maßgeblich gespeist wird“, sagt der studierte Forstwirt Bodo Frommelt. „Wiederaufforstungen haben zwar stattgefunden. Aufgrund der deutlich geringeren Fähigkeit dieses Sekundärwaldes, Wasser zu speichern, kam es aber auch in den vergangenen Jahren immer wieder zu einer verringerten Wasserzufuhr während der im Januar einsetzenden Trockenzeit“, so Frommelt weiter.

Mittelfristige Szenarien des ESSC zeigen, dass ab März 2024 kritisch niedrige Wasserstände im Gatúnsee wahrscheinlich werden und den reibungslosen Betrieb des Kanals erheblich beeinträchtigen könnten. Für Mitte Mai liegt diese Wahrscheinlichkeit bei über 70%. Auch könnte eine verzögert einsetzende Regenzeit die Situation deutlich verschärfen. „Es ist vorteilhaft zu sehen, welche unterschiedlichen Fragestellungen mit unseren Analysemethoden angegangen werden können, und wie wir hier eine wichtige Rolle einnehmen“, sagt Stefan Berg, Vorstand des ESSC mit langjähriger Erfahrung bei multinationalen Unternehmen. „Diese Prognosen werfen die Frage auf, wie gut Unternehmen, die direkt oder indirekt durch den Kanal beliefert werden, auf mögliche Engpässe vorbereitet sind, und ob ausreichend an Alternativplänen gearbeitet wird“, so Frommelt. Der Prognosebedarf wird in den kommenden Jahren sicherlich weiter zunehmen.

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