Radiologische Weiterbildung mit digitalen Fallsammlungen

In diesem Juni hat die Bundesärztekammer die Musterweiterbildungs-ordnung modifiziert und dabei festgelegt, dass in der radiologischen Weiterbildung auch zertifizierte, digitale Fallsammlungen genutzt werden können. Konkret dürfen nun bis zu einem Drittel der 1.500 in der radiologischen Weiterbildung zu bearbeitenden Fälle im Bereich Mammadiagnostik durch digitale Fallsammlungen angerechnet werden. Allerdings muss für die Fallsammlungen das Einverständnis der jeweiligen Landesärztekammer vorliegen.

Alternative Weiterbildungsformen nehmen in der Radiologie einen immer größeren Raum ein, etwa in Form von Lernmodellen wie dem „Blended Learning“, was die Vorteile onlinebasierten Lernens mit dem Lernen in Präsenz an Patientinnen und Patienten kombiniert, also der klassischen radiologischen Weiterbildung. Angewendet werden solche Lernkonzepte zum Beispiel am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Würzburg. Hier haben Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Bley und seine Mitarbeiterinnen, die beiden Oberärztinnen Dr. Stephanie Sauer und Dr. Sara Christner, die digital und interaktiv aufbereitete Fallsammlung „Blended Learning Mammadiagnostik“ initiiert und umgesetzt. Das Ziel war dabei, den eigenen Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten mit Einverständnis der Landesärztekammer Bayern die Möglichkeit zu geben, die in der Weiterbildungsordnung definierten Richtzahlen im Bereich Mammadiagnostik in Teilen digital anrechnen zu lassen.

„Bei uns in Würzburg war es bis vor einiger Zeit so, dass die Weiterzubildenden sechs Monate in die Mammadiagnostik rotierten, um die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlangen“, beschreibt Professor Thorsten Bley die bisherige Weiterbildung in seinem Institut und der Radiologie allgemein. „Dabei entschied der Zufall, welche Krankheiten die in dieser Zeit vorstelligen Patientinnen mitbringen und somit von den Weiterzubildenden während ihrer Rotation zu befunden waren.“ Demgegenüber lernen die Würzburger Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten nun mit der strukturiert aufgebauten Mammafallsammlung des Instituts anhand eines breiten Spektrums von insgesamt 500 Mammografiebefunden mit einfachen bis komplizierten, häufigen bis seltenen Pathologien die Mammadiagnostik kennen, bevor sie mit der eigentlichen Rotation beginnen. So starten sie besser vorbereitet in die Rotation als es zuvor der Fall war.

Während der Rotation werden die weiteren geforderten eintausend Mammografiebefunde im Rahmen der Patientenbehandlung gestellt. „Dass die Bundesärztekammer unser modernes, didaktisches Konzept anerkennt und die Musterweiterbildungsordnung so schnell modifiziert hat, ist ein absolutes Novum und sehr erfreulich“, sagt Dr. Stephanie Sauer. „Diesen Schritt haben wir vor etwa anderthalb Jahren parallel zur Veröffentlichung unserer Fallsammlung angestoßen.“

Die Fallsammlung „Blended Learning Mammadiagnostik“ steht auf der digitalen Lernplattform „conrad“ der Deutschen Röntgengesellschaft zur Verfügung. Bislang nutzen 35 medizinische Einrichtung in Deutschland die Würzburger Fallsammlung für ihre Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten.

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