Fast jedes höher entwickelte Lebewesen, ob im Meer, an Land oder in der Luft, verfügt über einen Spieltrieb. Hunde, die Stöcke apportieren, Delfine, die Bälle balancieren und Katzen, die mit so ziemlich allem spielen, was sich gerade findet. „Die Tiere haben nicht darauf gewartet, dass der Mensch ihnen das Spielen beibringt“, schrieb der niederländische Historiker und Kulturtheoretiker Johan Huizinga in seinem Klassiker „Homo Ludens“. Sie nutzen das Spiel, um notwendige Fähigkeiten zu trainieren. So erlernen sie beispielsweise in der Gruppe zusammenzuarbeiten, komplexe Regeln zu befolgen oder üben Verfolgungsjagden. Und nicht nur in der Tierwelt findet sich dieses Verhalten, auch wir Menschen spielen, um unsere Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Doch was versteht man denn überhaupt unter „Spielen“? Huizinga argumentierte unter anderem, dass das Spiel freiwillig sein muss. Es müsse außerdem in einem Raum und in einer Zeit stattfinden, in denen andere Regeln gelten als im wirklichen Leben. Das Spiel müsse auch innerlich motiviert sein und sollte keine materiellen Interessen verfolgen. Doch am wichtigsten sei, dass das Spielen Spaß mache.
Doch die Natur hat diesen Trieb in uns natürlich nicht nur aus Gründen des Spaßes angelegt. Spiele sind von entscheidender Bedeutung für den Aufbau gesunder sozialer Beziehungen. Nicht zu spielen kann zu unangemessener Aggression, Angst und sozialer Isolation führen. „Für das soziale Lernen sind die wichtigsten Spiele also wohl die, die wir als Kinder spielen“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe. „Aber auch für uns Erwachsene sind Spiele eine unterhaltsame Möglichkeit, Stress abzubauen und uns zu entspannen.“
Welche Spiele wir spielen, hängt dabei stark von unseren persönlichen Präferenzen ab. Während der eine die Geselligkeit beim Boule spielen oder bei einer Runde Live-Action-Role-Play wie Dungeons and Dragons sucht, steht für andere die Möglichkeit, sich mit anderen zu messen, wie etwa beim Schach, im Vordergrund. Wieder andere wollen einfach allein oder in einer virtuellen Gruppe ein Computerspiel spielen, um sich zu entspannen. „Bei der Vielzahl an Spielen, die uns heute zur Verfügung stehen, findet wohl jeder das für ihn passende Spiel“ fasst Schartner zusammen.
Obwohl für die meisten Spieler natürlich der Spaß im Vordergrund steht, haben Spiele einen positiven Effekt – auch die häufig verpönten Videospiele: Oft werden Problemlösefähigkeiten und strategisches Denken erlernt. Auch die Reaktionsfähigkeit und die Hand-Augen-Koordination werden trainiert. Zudem existiert ein sozialer Aspekt, denn Spiele ermöglichen es den Spielern, online mit Freunden oder anderen Spielern auf der ganzen Welt zusammenzuspielen. Dadurch entstehen virtuelle Gemeinschaften, in denen sich Jugendliche austauschen und gemeinsam Herausforderungen bewältigen. Über Videospiele können sie neue Freundschaften knüpfen und soziale Fähigkeiten entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Wettbewerbsaspekt des Spielens, sowohl bei analogen als auch bei digitalen Spielen. Dabei entwickeln die Spieler nicht nur den Ehrgeiz, sich immer weiter zu verbessern und die Ranglisten zu erklimmen, sondern lernen auch mit Enttäuschungen und Niederlagen umzugehen. „Doch gerade der Wettbewerbsgedanke und die Euphorie nach einem gewonnenen Spiel können auch zur Gefahr werden“, warnt Götz Schartner.
Spielsucht ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung und betrifft nicht nur Erwachsene. Auch Kinder und Jugendliche können bedenkliches oder sogar schädliches Verhalten in Bezug auf Spiele entwickeln. Bei ihnen geht es weniger um Glücksspiel, woran die meisten Menschen wohl zuerst denken, sondern um eine Videospielsucht. Hier sollten Erziehungsberechtigte frühzeitig gegensteuern und auf Anzeichen für eine ungesunde Obsession mit Videospielen achten. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spielzeit und anderen Aktivitäten wie Schule, Sport und sozialen Interaktionen in der realen Welt ist enorm wichtig.
Wer bei sich selbst oder bei Freunden und Verwandten eine (Video-)Spielsucht vermutet, sollte sich unbedingt Hilfe suchen, denn allein ist der Weg aus der Sucht kaum zu schaffen. Hilfsorganisationen wie die Caritas oder gemeinnützige Vereine und Beratungsstellen sowohl im Netz als auch in ganz Deutschland bieten Hilfe und vermitteln Kontakte zu Therapiemöglichkeiten.
Weitere Informationen zu diesem und vielen anderen Themen sowie Tipps zum sicheren Umgang mit dem Internet finden sich auf der Webseite von SpardaSurfSafe: https://www.spardasurfsafe-bw.de/
Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „SpardaSurfSafe ist für uns ein Herzensprojekt, das wir mittlerweile in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Rund 450.000 Teilnehmer konnten seit dem Start von dem Programm profitieren. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Martin Hettich, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg.
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