- Kritik an monatelange Wartezeit für Messe-Visa
- Verbands-Chef Harting: Kürzung von Messeprogrammen ist strategischer Fehler
- 550 Millionen Euro Investitionen für Klimaschutz bis 2027 geplant
Frühestens 2025 rechnet die Messewirtschaft in Deutschland mit einer breiten wirtschaftlichen Erholung nach den Messeverboten der Corona-Pandemie. Zuletzt ging die Branche noch von einer deutlichen Besserung an den Messeplätzen ab dem kommenden Jahr aus. Neben geopolitischen Verunsicherungen sorgen vor allem hausgemachte Probleme durch die Bundespolitik für die stockende Erholung.
An diesem Donnerstag treffen sich die Spitzen der Branche in Berlin zu ihrer Jahrestagung. Zu Gast dabei ist der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Michael Kellner.
- Philip Harting, Vorsitzender des Dachverbands der deutschen Messewirtschaft AUMA: „Die Auswirkungen und politischen Entscheidungen in der Corona-Pandemie werden die deutsche Messewirtschaft noch lange beschäftigen. Der Erholungspfad ist zwar eingeschlagen. Nur werden uns unnötigerweise immer mehr Steine in den Weg gelegt.“
Seit dem Ende aller Reisebeschränkungen der Corona-Pandemie sind deutsche Botschaften und Konsulate nicht in der Lage, zeitnah Messe-Visa auszustellen. Betroffen sind wichtige Aussteller- und Besucherländer wie China, Indien und die Türkei. Teilweise dauert es Monate, überhaupt nur Termine zum Beantragen eines Visums zu bekommen. Die Messewirtschaft kritisiert außerdem die jüngsten Kürzungen von Förderprogrammen für die Messeteilnahme von Startups in Deutschland und deutschen Unternehmen im Ausland.
- Harting: „Weltweit stehen wir als Messeplatz Nummer 1 im größer werdenden Wettbewerb. China, Indien, die Länder am Golf haben erkannt, welch‘ Treibstoff Messen sind. Wenig hilfreich ist es, dass die Stärkung des Weltmesseplatzes Deutschland derzeit nicht auf der Agenda der Ampel-Koalition zu stehen scheint. Allein die Kürzung der Programme für junge innovative Unternehmen sowie des Auslandsmesseprogramms ist ein strategischer Fehler. Diese Fehlentscheidung muss schnellstens korrigiert werden!“
Zuletzt hat das Bundeswirtschaftsministerium die Unterstützung für Messebeteiligungen von kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie Startups in Deutschland und die Förderung für deutsche Unternehmen an Gemeinschaftsständen im Ausland zusammengestrichen wie nie zuvor. Beispiel Auslandsmesseprogramm des Bundes: Dies ist seit bald 75 Jahren eines der erfolgreichsten Förderinstrumente der Außenwirtschaftspolitik. Pro einer Millionen Euro Förderung werden rund 216 Millionen Euro zusätzlicher Exportumsatz und mehr als 370 Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten. In diesem Programm sind die Mittel für das laufende Jahre zuletzt ohne Angabe von Gründen um 20 Prozent gekürzt worden.
Trotz aller Belastungen wollen die Messegesellschaften in Deutschland bis 2027 mehr als eine halbe Milliarde Euro in ihre Gelände investieren, um auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 weiter voranzukommen. 550 Millionen Euro sollen vor allem in Modernisierung und Sanierung von Messehallen fließen. Energetische Maßnahmen wie der Auf- und Ausbau der Photovoltaik, die Umrüstung auf LED-Beleuchtung und energieeffiziente Kühlanlagen sind mit dieser enormen Summe geplant. Darüber hinaus wollen Veranstalter in E-Mobilität und digitale Infrastruktur investieren.
Bereits im vergangenen Sommer hat sich die deutsche Messewirtschaft als eine der ersten Branchen einheitliche Ziele gegeben, um fünf Jahre vor dem nationalen Ziel Deutschlands klimaneutral zu sein.
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Durch Messen in Deutschland werden 230.000 Jobs gesichert. Gleich 70 Messeplätze zwischen Nordsee und Bodensee machen das Messeland weltweit einmalig. Zwei Drittel aller Leitmessen der Weltwirtschaft finden hierzulande statt. Diese Messen ziehen in Spitzenzeiten über 180.000 Aussteller und zehn Millionen Besucher an. 60 Prozent der Aussteller und 35 Prozent der Fachbesucher kommen aus dem Ausland.
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