Die Zukunft Europas ist untrennbar mit dem European Green Deal verbunden, der disruptive Änderungsprozesse für die Industrie und Gesellschaft mit sich bringt. Ein wichtiger Enabler für den Green Deal ist der Leichtbau in all seinen Facetten. Am 04. Mai 2023 hatten die Mitglieder des Strategiebeirates der Leichtbauinitiative des BMWK, Composites United, der VDMA sowie die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) VertreterInnen aus der Politik, Wissenschaft und Industrie sowie von anderen europäischen Clustern und Netzwerken zu einem Austausch nach Brüssel, in die Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union, eingeladen. Unter dem Motto "No European Green Deal without Lightweight Technology" wurde die Bedeutung des Leichtbaus und das Potential dieser Schlüsseltechnologie für Deutschland sowie für die Erreichung der strategischen Ziele der EU genauer beleuchtet, um die politische Wahrnehmung des Leichtbaus auf EU-Ebene zu erhöhen.
Unterstützung erhielt die Veranstaltung durch das BMWK. Dessen Parlamentarischer Staatssekretär Michael Kellner eröffnete die Veranstaltung mit einer Videobotschaft an die rund 80 Gäste.
Kooperation – der Schlüssel zum Erfolg
Im Rahmen der ersten von zwei hochkarätig besetzten Paneldiskussionen sprachen Vertreterinnen und Vertreter der europäischen Partnernetzwerke EuCIA, ELA und ELCA mit politischen EntscheidungsträgerInnen über den Beitrag des Leichtbaus zum Klimaschutz, zum Grünen Industrieplan sowie zum Critical Raw Materials Act. Die Diskussion befasste sich mit der Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache und einer klaren Definition der Themen in der Zusammenarbeit, um Synergien zwischen den Cluster-Partnern zu nutzen und die Sichtbarkeit von Leichtbau-Themen zu erhöhen. Die Teilnehmenden betonten auch, dass ein regelmäßiger Austausch über den aktuellen Stand der Technik, z. B. bei den Themen Kreislaufwirtschaft und Recycling, von entscheidender Bedeutung ist, um eine effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Die Wünsche der KMU, Großindustrie und Forschungseinrichtungen an die Politik standen im Fokus der zweiten Paneldiskussion. Thematisiert wurden, abgesehen von finanziellen Förderinstrumenten, auch Regulierungsbedarfe und deren Praxistauglichkeit. Dr. George Kotsikos (European Commission – European Health and Digital Executive Agency HaDEA) sprach mit Unternehmern und Wissenschaftlern darüber, wie die Akzeptanz und die Verwendung von Composites-Werkstoffen gefördert werden kann. Dabei wurde auch das Recycling intensiv diskutiert und vor allem der Wunsch nach einer unbürokratischen Förderung von KMU bis hin zu einem hohen Technology Readiness Level sowie die Schaffung von einheitlichen Standards auf EU-Ebene geäußert.
Die Vorstellung von unbürokratischen, europäischen Beispielprojekten wie GreenOffshoreTech, der Advanced Materials 2030 Initiative und eines Ansatzes zur Kreislaufwirtschaft für den Leichtbau am Beispiel CFK, für den ein Recyclingverfahren vor mehr als zehn Jahren industriell umgesetzt wurde, rundeten das Programm ab.
Michael Kellner bewertet den Auftakt als sehr positiv: „Der Leichtbau ist als Schlüsseltechnologie für Deutschland und für die Erreichung der Green Deal Ziele wichtig. Daher ist es essentiell, den Austausch auf europäischer Ebene zu suchen und gemeinsam den Leichtbau auch für Europa als Transformationstechnologie zu flankieren. Dazu hat diese Veranstaltung beigetragen, in dem viele relevante europäische Player aus der Politik, den Netzwerken, der Forschung und der Industrie zusammengebracht wurden. Nur gemeinsam können wir mehr Klima-, Ressourcenschutz und Kreislauffähigkeit insbesondere durch ein hochwertiges Recycling von Verbundwerkstoffen erreichen. Ich danke den Organisatoren und der bayrischen Vertretung und freue mich bereits heute auf die Folgeveranstaltung im nächsten Jahr“.
Dr. George Kotsikos fasst die Veranstaltung zusammen: „Die Europäische Kommission wird die Förderung der Forschung im Leichtbau weiter fortsetzen. Es ist wichtig, dass die Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf europäischer Ebene den Dialog suchen, um die Fragen der Kreislaufwirtschaft, der Nachhaltigkeit und fortschrittlicher Herstellungsverfahren offen zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Ich habe mich gefreut nach meiner Teilnahme an der JEC World in Paris auch bei dieser Veranstaltung dabei sein zu dürfen. Lasst uns weiter miteinander reden.“
Positives Fazit – Organisatoren planen Weiterführung des Formates
Die große Gästeanzahl, die lebhaften Diskussionen und Austausch mit den ReferentInnen und dem hochkarätig besetzten Plenum sowie der Wunsch von allen Beteiligten nach einer Fortsetzung dieses Formates unterstreichen den Erfolg der Veranstaltung. Einig war man sich darüber, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, den Unternehmen, der Wissenschaft und den politischen Entscheidungsträgern unabdingbar ist, um den Leichtbau als zentrales Instrument im Klimaschutz und in der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu positionieren.
„Die Idee einer Veranstaltung in Brüssel zum Thema Leichtbau entstand aus dem Strategiebeirat der Leichtbauinitiative des BMWK heraus. Mit der Unterstützung durch deren Geschäftsstelle und Damáso López Ruiz vom VDMA, Prof. Holger Seidlitz von der BTU und unserem Spitzencluster MAI Carbon haben wir die Umsetzung jetzt geschafft. Für mich persönlich war diese Veranstaltung ein erster, erfolgreicher Schritt mit exzellentem Programm, jedoch haben wir noch einen längeren Weg zu gehen und müssen die Gespräche fortsetzen. Wir haben von allen Seiten sehr positives und motivierendes Feedback erhalten. Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung“, resümiert Dr. Gunnar Merz, Hauptgeschäftsführer des Composites United e. V. und Moderator der Veranstaltung.
Der Composites United bedankt sich, auch im Namen des Strategiebeirats der Leichtbauinitiative des BMWK, bei den Partnernetzwerken European Lightweight Association (ELA), European Lightweight Clusters Alliance (ELCA), European Carbon and Graphite Association (ECGA), European Composites Industry Association (EuCIA) sowie bei seinem Spitzencluster MAI Carbon für die Unterstützung der Veranstaltung.
MAI Carbon ist der Spitzencluster des Composites United e.V. (CU) und für dessen Mitglieder in Bayern zuständig. MAI Carbon entstand im Rahmen der Spitzenclusterförderung des BMBF und wird noch heute durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. MAI Carbon vereint über 120 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Organisationen.
Die Mitglieder sind in allen Branchen des Technologiefeldes Hochleistungs-Faserverbundwerkstoffe aktiv, mit besonderem Fokus auf carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK). Schwerpunkte liegen auf den Anwenderbranchen Automobilbau, Luft- und Raumfahrt sowie Maschinen- und Anlagenbau.
Durch seine intensiven Aktivitäten im Forschungs- und Entwicklungsbereich ist es MAI Carbon mit seinen Partnern gelungen, die Region zu einem global sichtbaren Innovationstreiber im Bereich Faserverbundleichtbau zu entwickeln, der international gut vernetzt ist.
MAI Carbon deckt, wie alle Abteilungen des CU, die gesamte Wertschöpfungskette der CFK-Technologie und des multimaterialen Leichtbaus ab. So unterstützen wir unsere Partner dabei, in diesen Schlüsseltechnologien an die Spitzenposition auf dem Weltmarkt zu gelangen. Zudem ist MAI Carbon sehr aktiv im Aus- und Weiterbildungsbereich.
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