Bei einem Rundgang durch die Ausbildungswerkstätten in Stuttgart-Weilimdorf erfuhr die Ministerin, wie Azubis im Kraftfahrzeugmechaniker-Handwerk, Karosserie- und Fahrzeugbauer-Handwerk sowie in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im Rahmen der Überbetrieblichen Ausbildung auf modernste Techniken und Prozesse in Sachen Energiewende vorbereitet werden. So wurde beispielhaft dargestellt, wie der komplexe Vorgang der Heizungsoptimierung durch den hydraulischen Abgleich funktioniert und in der Ausbildung abgebildet wird. Erfreulich sei in dem Zusammenhang, so Reichhold, ein erkennbarer Trend bei Schulabgängern hin zu Klima-Berufen. Bei der Berufswahl entscheiden sich immer mehr junge Leute beispielsweise für die Berufe Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Schornsteinfeger, Dachdecker oder Elektroniker. „Um die vielen Zukunftsaufgaben zu bewältigen, brauchen wir aber noch mehr motivierte junge Leute in der Ausbildung.“
„Wir wünschen uns eine Umweltpolitik, die die Menschen auf dem Weg zur Energie- und Klimawende mitnimmt, Anreize schafft und nachvollziehbare Schritte geht. Unrealistische Vorgaben und Solitärlösungen der Politik sorgen nur für Verdruss und nicht für Akzeptanz“, sagte Reichhold, der auch Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart ist. Beim Meinungsaustausch ging er auf den stark erhöhten Bedarf an qualifizierten Fachkräften im Handwerk ein. „Das Handwerk bereitet das Personal mit Qualifikations- und Weiterbildungsangeboten auf die Transformationsprozesse vom Heizungskeller bis zum Dach und vom Dach bis zum Fahrzeug mit klimaschonendem Antrieb vor.“ Die politisch gewollte Wärmepumpenoffensive bedingt beispielsweise entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen, die aber mit den Teilqualifizierungen und den Bildungszielen im Handwerk vereinbar bleiben müssen.
Als erfreulich zielführend stuft das Handwerk Förderprogramme wie die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive „Future Skills“ ein. Dies ermöglicht den baden-württembergischen Handwerkskammern eine landesweite Qualifizierungsmaßnahme auf Stufe des Berufsspezialisten für die Sanitär-Heizung-Klima-Branche aufzulegen mit dem Ziel, Fachkräfte für die Energiewende fit zu machen. „Wenn wir im Handwerk wissen, welche Kompetenzen in der Zukunft gefragt sind, können wir mit zielgenauer Aus- und Weiterbildung versuchen, dem Fachkräftebedarf entgegenzuwirken und die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhalten“, führte Reichhold aus. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig in politische Entscheidungen eingebunden zu werden.
Vom Transformationsprozess in Richtung Elektromobilität ist auch das Kfz-Handwerk stark betroffen. „Der Service und die Reparatur von Elektrofahrzeugen stellen an das Personal viele neue, große Herausforderungen“, berichtete Reichhold. Neue Themen wie Wasserstoffantrieb, E-Fuels und alternative Technologien kämen hinzu. Weil Projekte wie „Cars 2.0“ zur Begleitung des Transformationsprozesses im Kfz-Handwerk Chancen bergen, die Zukunft selbst mitzugestalten, wirke das Handwerk aktiv mit. Er signalisierte auch, dass Technologieoffenheit wichtig sei und gleichzeitig eine stetige Herausforderung für betriebliche Ausbildung und Personalentwicklung bedeute.
Zur Zukunftsausrichtung gehören nach Meinung des Handwerks auch langlebige wartungs-, service-, reparatur- und recyclinggerechte Produkte und Anlagen. Trotz der Gebäudeenergieeffizienz und der Modernisierung der Anlagen müssten Bestandstechniken noch Jahrzehnte lang vorgehalten werden, wie beispielsweise für die Reparatur und Wartung von Heizungsanlagen oder auch des Verbrennungsmotors. Auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit würden Reparaturfähigkeiten sogar noch an Bedeutung gewinnen. Damit steige die Komplexität der Berufsbilder und der Qualifizierungsbedarf in bestehenden Technologien. Reichhold: „Der Handwerker wird dadurch immer mehr der Spezialist für Oldtech und Hightech.“
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