Wirtschaft kritisiert Innenstadtkonzept der Landeshauptstadt Potsdam

Mehr als 80 Vertreter der Potsdamer Wirtschaft, unter ihnen viele in der Innenstadt ansässige Gewerbetreibende, diskutierten gestern im Meistersaal der Handwerkskammer Potsdam das geplante Innenstadtkonzept „Straßenräume neu denken“. Mit dem Konzept sollen einige Innenstadtbereiche neugestaltet werden und mehr als 400 Parkplätze wegfallen. Über die Pläne entscheidet die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 1. März 2023. Wirtschaftsverbände stellten dazu ein Forderungspapier zur Diskussion.

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam Ralph Bührig äußert die Bedenken des Handwerks: „Die Steigerung der Attraktivität der Potsdamer Innenstadt liegt auch im Interesse der etwa 250 dort ansässigen Handwerksbetriebe. Die Erlebnisqualität muss aufgewertet werden. Dies durch eine autofreie Innenstadt erreichen zu wollen, ist jedoch der falsche Weg. Wirtschaftsverkehr muss in der Potsdamer Innenstadt weiterhin möglich bleiben. Viele Handwerksbetriebe sind darauf angewiesen, für ihre Kunden mit dem Auto erreichbar zu bleiben, mindestens, wenn Material und Waren zu transportieren sind oder körperlich Eingeschränkte bei einem Gesundheitsdienstleister Hilfsmittel bestellen, anpassen oder abholen möchten. Das vorliegende Konzept hat bei der Berücksichtigung von Lieferverkehren und den Möglichkeiten von Kurzzeitparken große Schwächen. Deshalb wird angeregt, das Konzept noch einmal zu überarbeiten.“

Der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg e. V., Olaf Lücke, verweist auf die Schwierigkeiten für die Gastronomie und Hotellerie: „Im Sinne der wirtschaftlichen Gleichbehandlung braucht es für die Hotellerie und das Gaststättengewerbe unbegrenzte Zufahrtmöglichkeiten für die Lieferverkehre, aber auch für An- und Abreisen. Zeitgleich braucht es mit dem Wegfall der Parkplätze einen Ausbau von Parkmöglichkeiten in Innenstadtnähe und die Schaffung von Park-Ride-Möglichkeiten für Touristen und Einpendelnde.“

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg Peter Kampmeier sagt: „Die Anregungen und Forderungen an die Landeshauptstadt Potsdam zur Aufnahme weiterer Gespräche zeigen, dass eine autofreie Innenstadt keinesfalls zielführend ist. Eine multifunktionale Erreichbarkeit ist Grundvoraussetzung für eine lebendige, pulsierende Potsdamer Innenstadt. Die Vorlage in der jetzigen Form sollte für die nächste Stadtverordnetenversammlung zurückgezogen werden und für weitere Gespräche in die Ausschüsse verwiesen werden.“

 

Über Handwerkskammer Potsdam

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städten Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet an ihrem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk(BIH) in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

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