Fielmann-Gruppe: Finanzbericht zum 30. Juni 2022

Sehr geehrte Aktionäre und Freunde des Unternehmens,
die ersten sechs Monate des Jahres 2022 waren geprägt von der anhaltenden Coronavirus-Pandemie sowie den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. In diesem herausfordernden Umfeld zeigt die Fielmann-Gruppe ein starkes Umsatzwachstum von +8% zum Vorjahr, das dem Wachstumspfad der Vision 2025 entspricht.

Konzern-Zwischenlagebericht
Das weltwirtschaftliche Umfeld hat sich deutlich verschlechtert, seit der Krieg Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 begann. Sanktionen, Unterbrechungen von Lieferketten und Preissteigerungen, insbesondere bei Energie und Nahrungsmitteln, haben negativen Einfluss auf die wirtschaftlichen Aktivitäten. Hinzu kommt die Erhöhung der Leitzinsen durch mehrere Zentralbanken, die der Inflation entgegenwirken soll. Sie verteuert Kredite und dämpft die Nachfrage.

Der deutsche Außenhandel ist im März in Folge des Krieges zunächst zurückgegangen. Trotz des Wegfalls der Exporte nach Russland haben sich die Exporte insgesamt aber wieder erholt.

Materialengpässe, Verteuerungen von Energie und Rohstoffen sowie die Unsicherheit über die weitere Entwicklung, etwa bei der Gasversorgung, belasten die Investitionsdynamik. Die Einschätzung der Lage der Investitionsgüterproduzenten hat sich im Juli gegenüber dem Vormonat etwas verschlechtert. Durch den Wegfall der coronabedingten Einschränkungen hat sich der Konsum in den vergangenen Monaten belebt. Im Gastgewerbe etwa stiegen im Mai die Umsätze real und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 8,5 Prozent. Das Niveau von vor der Pandemie wurde aber noch nicht erreicht. Zwar gibt es im Konsumbereich weiterhin Nachholbedarf nach der coronabedingten Zurückhaltung, die deutlichen Preiserhöhungen dämpfen jedoch die Kauflaune. So bewegt sich der Konsumklima-Index auf einem historisch niedrigen Niveau.

Bericht zur Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage

Absatz und Umsatz
Fielmann gab in den ersten sechs Monaten 4,2 Millionen Brillen ab (Vorjahr: 3,9 Millionen Brillen). Der Außenumsatz der Fielmann-Gruppe, einschließlich Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen, stieg im gleichen Zeitraum auf 993,9 Millionen € (Vorjahr: 919,8 Millionen €), der Konzernumsatz auf 854,5 Millionen € (Vorjahr: 789,6 Millionen €).

Der Brillenabsatz im zweiten Quartal belief sich auf 2,2 Millionen Brillen (Vorjahr: 2,0 Millionen Brillen). Im gleichen Zeitraum stieg der Außenum satz auf 509,5 Millionen € (Vorjahr: 474,9 Millionen €), der Konzernumsatz auf 440,1 Millionen € (Vorjahr: 407,7 Millionen €).

Ergebnis und Investitionen
Im ersten Halbjahr belief sich der Vorsteuergewinn auf 89,1 Millionen € (Vorjahr: 96,0 Millionen €), der Gewinn nach Steuern auf 62,3 Millionen € (Vorjahr: 66,2 Millionen €). Das EBITDA erreichte 171,4 Millionen € (Vorjahr: 186,6 Millionen €).

In den Monaten April bis Juni lag der Gewinn vor Steuern bei 39,4 Millionen € (Vorjahr: 54,2 Millionen €) und der Nachsteuergewinn bei 28,2 Millionen € (Vorjahr: 37,4 Millionen €).

Während die Umsatzentwicklung von +8% im Einklang mit dem Wachstumspfad unserer Vision 2025 steht, war unsere Kostenstruktur im laufenden Jahr auf mehr Wachstum ausgelegt.

Obgleich sich die Pandemie weiterhin negativ auf unser Umsatzniveau auswirkt, haben wir in mehreren Märkten die Gehälter der Mitarbeiter erhöht und angepasst, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dies führte über alle Bereiche hinweg zu einem zusätzlichen Personalaufwand von rund 23,3 Millionen € im 1. Halbjahr 2022. Damit bietet Fielmann nicht nur einen attraktiven Arbeitsplatz mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten, sondern auch eine gute Bezahlung.

Mit Blick auf die wichtigsten Warengruppen erzielten Korrektionsbrillen und Hörsysteme ein stark einstelliges Wachstum, bei Sonnenbrillen und Kontaktlinsen konnten wir dank unserer Omnichannel-Plattform jeweils Wachstumsraten von deutlich über 20% gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Da Kontaktlinsen und Sonnenbrillen jedoch geringere Margen aufweisen, entsprach der veränderte Produktmix einem Negativeffekt in Höhe von etwa 13 Millionen €. Verstärkte Marketingaktivitäten und eine Solidaritätsinitiative für Geflüchtete aus der Ukraine wirkten sich mit insgesamt 11 Millionen € auf unsere Profitabilität aus.

Die vollständig aus dem Cashflow beglichenen Investitionen beliefen sich nach sechs Monaten auf 30,9 Millionen € (Vorjahr: 37,1 Millionen €). Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf der Digitalisierung des Geschäftsmodells und der Erneuerung sowie der Erweiterung des Niederlassungsnetzes. Zum 30. Juni 2022 betrieb die Fielmann-Gruppe ein Omnichannel-Geschäftsmodell mit digitalen Vertriebskanälen in allen wichtigen Märkten sowie 931 Niederlassungen (Vorjahr: 885), davon 325 mit integrierten Hörakustik-Studios (Vorjahr: 298).

Ergebnis je Aktie
Das Ergebnis je Aktie beläuft sich auf 0,71€ (Vorjahr: 0,75€). Sachverhalte, die zu einer Verwässerung des Ergebnisses je Aktie geführt haben könnten, sind weder im Betrachtungs- noch in dem Vergleichszeitraum eingetreten.

Dividende Fielmann setzt seine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik fort. Die Hauptversammlung am 14. Juli 2022 ist dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat gefolgt. Aufgrund der positiven Unternehmensentwicklung im Geschäftsjahr 2021 wurde eine Dividende in Höhe von 1,50 € je Aktie beschlossen und am 19. Juli gezahlt. Dies entspricht einer Gesamtausschüttung aus vorhandener Liquidität in Höhe von 126,0 Millionen € und einer Ausschüttungsquote von 92 Prozent.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Fielmann ist einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder der augenoptischen Branche in Europa, beschäftigte zum 30. Juni 21.597 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 21.427), davon 3.746 Auszubildende (Vorjahr: 4.126).

Prognose-, Chancen- und Risikobericht
Die im Geschäftsbericht 2021 getätigten Aussagen zu Chancen und Risiken des Geschäftsmodells bleiben unverändert. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde im Juli 2022 aktualisiert und findet im Ausblick dieses Berichts unverändert Berücksichtigung.

Ausblick
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die anhaltend hohe Inflation und weiter steigende Zinsen belasten das Konsumverhalten zunehmend. Die Coronavirus-Pandemie führt zu vergleichsweise hohen Krankenständen bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir erwarten für das Gesamtjahr 2022 einen Außenumsatz von rund 2 Milliarden € (Vorjahr: 1,94 Milliarden €), einen Konzernumsatz von etwa 1,8 Milliarden € (Vorjahr: 1,68 Milliarden €) und ein EBT von mehr als 190 Millionen € (Vorjahr: 209,7 Millionen €).

Langfristig bleiben wir optimistisch: In unsicheren Zeiten kaufen die Menschen bei Unternehmen, die exzellenten Service und garantierte Qualität zu besten Preisen bieten – in der Augenoptik ist das die Fielmann-Gruppe. Wir bleiben unserer Vision 2025 verpflichtet, die ein deutliches Wachstum bei Absatz, Umsatz und Gewinn vorsieht.

Um die schnelle Expansion zu unterstützen, modernisiert und erweitert die Fielmann-Gruppe ihr Produktions- und Logistiknetz in Europa. Mit einem Investitionsprogramm in Höhe von 100 Millionen € in den nächsten vier Jahren definieren wir die Produktverfügbarkeit, Lieferzeiten und Preise neu, die unsere 27 Millionen Kunden erwarten können. Durch den Ausbau unseres Produktionsnetzes in Europa reduzieren wir auch die Kosten und den CO2-Ausstoß, stärken unsere strategische Unabhängigkeit und verbessern unsere Rentabilität.

Der Aufsichtsrat der Fielmann AG ist in seiner Sitzung am 7. Juli dem Vorschlag des Vorstands gefolgt und hat der Investition in einen zusätzlichen Produktions- und Logistikstandort im tschechischen Chomutov zugestimmt. Darüber hinaus werden wir unsere Produktions- und Logistikstandort Rathenow modernisieren. Das gesamte Investitionsvolumen für diese beiden Maßnahmen beläuft sich auf rund 100 Millionen € in den kommenden vier Jahren.

Bilanzeid
Wir versichern nach bestem Wissen, dass gemäß den anzuwendenden Rechnungslegungsgrundsätzen für die Zwischenberichterstattung der Konzernzwischenabschluss ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Fielmann-Gruppe vermittelt und im Konzernzwischenlagebericht der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage des Konzerns so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, sowie die wesentlichen Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung.

Auf eine prüferische Durchsicht bzw. auf eine vollständige der Jahresabschlussprüfung entsprechende Revision des Zwischenberichtes wurde verzichtet.

Erläuternde Angaben zum Segmentbericht
Entsprechend der regional gegliederten internen Berichtsstruktur wurde die Segmentierung nach geografischen Regionen vorgenommen, in denen die Produkte und Dienstleistungen des Konzerns angeboten und erbracht werden.

Angaben über Beziehungen zu nahestehenden Personen und Unternehmen (IAS 24)
Die im Geschäftsbericht 2021 erläuterten vertraglichen Beziehungen zu nahestehenden Personen und Gesellschaften bestehen in nahezu unverändertem Umfang fort. Alle Transaktionen werden zu marktüblichen Preisen und Konditionen ausgeführt und sind für die Fielmann Aktiengesellschaft von untergeordneter Bedeutung.

Nach sechs Monaten belaufen sich die Erlöse auf Tsd. € 337 (Vorjahr: Tsd. € 435) und die Aufwendungen auf Tsd. € 1.657 (Vorjahr: Tsd. € 1.747). Die Salden sind zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts ausgeglichen.

Sonstige Angaben
Von der Position Wertpapiere wurde der Bestand von 13.202 Stück eigener Aktien abgesetzt (Vorjahr: 38.396 Stück). Der Buchwert zum 30. Juni 2022 beträgt Tsd. € 686 (Vorjahr: Tsd. € 2.625). Die ausgewiesenen Fielmann-Aktien wurden im Sinne des § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG erworben, um sie den Mitarbeitern der Fielmann Aktiengesellschaft oder verbundener Unternehmen als Belegschaftsaktien anbieten zu können. 

Wesentliche Ereignisse nach dem 30. Juni 2022
Wesentliche Ereignisse nach Ende des zweiten Quartals mit Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Fielmann Aktiengesellschaft und des Fielmann-Konzerns sind dem Unternehmen bis zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts nicht bekannt.

Erläuternde Angaben zur Kapitalflussrechnung
Die Zahlungsmittel und Äquivalente in Höhe von 159,4 Millionen € (Vorjahr: 165,1 Millionen €) umfassen die liquiden Mittel sowie Kapitalanlagen, sofern sie bei Erwerb eine Restlaufzeit von bis zu drei Monaten haben. Die Entwicklung steht im Zusammenhang mit der Verschiebung von Fristigkeiten.

Bilanzierung- und Bewertungsmethoden
Dem Zwischenbericht zum 30. Juni 2022 liegen dieselben Bilanzierungsund Bewertungsmethoden wie dem Konzern-Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 zugrunde, der nach International Financial Reporting Standards (IFRS einschließlich IAS) erstellt wurde. Das Ergebnis der Vergleichsperiode berücksichtigt die Ist-Steuerquote des Geschäftsjahres 2021. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine stellen für Fielmann ein sogenanntes „Triggering Event“ nach IAS 36 dar. Bereits in Vorjahren wurden im Rahmen von Impairment-Tests entsprechende Wertberichtigungen für die betroffenen Cash Generating Units (CGU) und einzelne Vermögenswerte durchgeführt, daher ergeben sich hieraus keine weiteren Auswirkungen. Aus der vollständigen Wertberichtigung der Vorräte und finanziellen Vermögenswerte in der Ukraine ergibt sich zum 30. Juni 2022 ein Aufwand von 1,4 Millionen €. Der Ausweis erfolgt in den Positionen „Materialaufwand“ in Höhe von 1,3 Millionen € und „Sonstige betriebliche Aufwendungen“ in Höhe von 0,1 Millionen €.

Des Weiteren wird der Anstieg der Kapitalisierungszinssätze als „Triggering Event“ nach IAS 36 eingestuft. Ein mit den aktuellen länderspezifischen Kapitalisierungszinssätzen durchgeführter Impairment-Test führte aber zu keinem wesentlichen Abwertungsbedarf.

Anderen Gesellschaftern zustehende Ergebnisse
Die anderen Gesellschaftern zustehenden Ergebnisse belaufen sich zum 30. Juni auf Tsd. € 2.988 (Vorjahr: Tsd. € 3.417).

 

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