„Der Abwärtstrend wird im Wesentlichen durch eine starke Eintrübung der Geschäftserwartungen in nahezu allen Branchen verursacht“, sagte der Vizepräsident der IHK Magdeburg, Stefan Korneck. „Die bereits massive Belastung der Unternehmen zum Jahresende durch die Störungen in den Lieferketten werden nun durch die Sanktionen gegen Russland und die ausbleibenden Lieferungen aus der Ukraine weiter verschärft“, ergänzte er. Hinzu kämen die gestiegene Inflation, der Preisschock im Energie- und Rohstoffbereich sowie die wachsende Unsicherheit zur generellen Sicherung der Energieversorgung in Deutschland.
„Die Wirtschaft im Bezirk der IHK Magdeburg ist stärker mit der Ukraine und Russland verflochten als anderswo“, betonte der IHK-Vizepräsident. „Die Krise und die damit einhergehenden Sanktionen treffen viele Unternehmen deswegen besonders hart und sind existenziell.“
„Die Wirtschaft blickt in eine ungewisse Zukunft“, fasste Korneck zusammen. „Wie sich die weitere Entwicklung gestaltet, wird davon abhängen, wie schnell der Krieg in der Ukraine beendet wird und wie schnell wir stabile Lösungen für die Energieversorgung finden.“
Aus Sicht der Wirtschaft sei es zwingend geboten, die Sicherung der bezahlbaren und wettbewerbsfähigen Energieversorgung der deutschen Wirtschaft mit oberster Priorität zu behandeln. Deren Stabilität dürfe nicht durch (neue) Einzelabhängigkeiten von anderen Staaten gefährdet werden.
„Es ist nicht einfach, in diesen Zeiten passende Worte zu finden“, kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Andrè Rummel die aktuelle Konjunkturentwicklung. „Die Verunsicherung bezüglich der kommenden Monate ist bei unseren Unternehmen so groß, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Neben der – trotz aller Lockerungen – noch immer existenten Coronapandemie, folgt nun die zweite Krise.“
Als Beispiel nannte er das Verkehrsgewerbe. Der Dieselpreis sei innerhalb des 1. Quartals 2022 um 50 Prozent gestiegen. Der LNG-Preis legte binnen eines Jahres bis Januar 2022 sogar um 258 Prozent zu. „Diese Entwicklungen nehmen den Betrieben im Verkehrsgewerbe die langfristige Planbarkeit“, konstatierte Rummel.
„Die im Entlastungspaket enthaltene Senkung der Energiesteuer auf Diesel und Benzin ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, um der regionalen Wirtschaft zu helfen, aber er reicht aus Sicht unserer Unternehmen nicht aus“, fuhr er fort. „Vor allem die Befristung auf drei Monate schürt weitere Sorgen.“
Rummel: „Wir appellieren daher an die Bundesregierung, Planungssicherheit und Klarheit zu schaffen, wie die Vorgehensweise nach der dreimonatigen Absenkung der Energiesteuer aussieht. Ohne weitere und stärkere Unterstützungsmaßnahmen kann die Versorgung der Bevölkerung in Gefahr geraten, denn steigende Preise bedrohen die Lieferketten. In der Folge wäre jedes Produkt im Land betroffen, das per LKW transportiert wird.“
Zur Lage bei der Gasversorgung sagte Rummel, zwar gebe es aktuell keinen Versorgungsengpass, die IHK Magdeburg begrüße aber das Inkrafttreten der Frühwarnstufe des Notfallplans Gas, um auf mögliche Liefereinschränkungen oder -ausfälle vorbereitet zu sein. „Wir stehen dazu auch im engen Austausch mit der Landesregierung und unseren Industriebetrieben“, betonte Rummel.
Aus Sicht der IHK Magdeburg bedürfe es aber mehr als eines Notfallplans. „Es bedarf zielgerichteter und schneller Hilfe für unsere Unternehmen“, betonte Rummel.
Anfang April habe die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket für vom Krieg betroffene Unternehmen verkündet. Unter anderem soll es einen zeitlich befristeten Zuschuss für Unternehmen mit hohen Zusatzkosten aufgrund gestiegener Erdgas- und Strompreise geben. Diese Zuschüsse sollen aber nur den Unternehmen zugutekommen, die zu den Sektoren zählen, die in der EU-Beihilfeleitlinien für Klima-Umweltschutz und Energie (KUEBLL) enthalten sind. Das würde bedeuten, dass viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt diesen Zuschuss nicht beantragen könnten.
„Eine Eingrenzung ist aus unserer Sicht nicht tragbar. Es muss für alle Unternehmen Unterstützungsangebote geben. Sei es über Zuschüsse oder über die Senkung der Mehrwertsteuer“, forderte der Hauptgeschäftsführer.
Die IHK Magdeburg werde sich wie immer aktiv dafür einsetzen, dass sowohl die Landes- als auch die Bundesregierung die Probleme der Unternehmen berücksichtigt und Lösungen schafft, versicherte Rummel.
Ein wichtiger Baustein seien die Wirtschaftspolitischen Positionen der IHK Magdeburg, die unter Mitwirkung unser Mitgliedsunternehmen entstanden und im April 2022 verabschiedet wurden. „Sie geben uns eine legitimierte Handlungsbasis, um das Gesamtinteresse unserer Mitgliedsunternehmen aktiv vertreten zu können“, unterstrich Rummel.
Die IHK Magdeburg ist eine von 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland. Neben der Hauptgeschäftsstelle der IHK Magdeburg in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg bestehen IHK-Geschäftsstellen in Salzwedel und Wernigerode.
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