Die Covid-19-Pandemie hatte sich eher verhalten auf die Wirtschaft des Landes ausgewirkt. Selbst 2020 gab es positives Wirtschaftswachstum (3,5 %), 2021 stieg es auf 5 %. Credendo befürchtet, dass sich die neuen Schocks deutlich auswirken. Der Krieg in der Ukraine treibt die Inflation (Lebensmittel und Energie), führt zu Unterbrechungen bei Lebensmittelimporten aus Russland und der Ukraine und erhöht den Druck auf den Haushalt durch zusätzliche Ausgaben wie Nahrungsmittelsubventionen. Der IWF hatte ein BIP-Wachstum von 6,6 % für 2022 und 7,1 % für 2023 prognostiziert. Credendo erwartet, dass die Zahlen bald deutlich nach unten korrigiert werden.
Die schnell steigenden Lebenshaltungskosten lösten Ende März große Proteste und Streiks aus. Wenn die hohen Preise über einen längeren Zeitraum anhalten, rechnet Credendo nicht nur mit sozialen Unruhen, sondern auch mit politischer Instabilität. Die Stellung der langjährigen Premierministerin Scheich Hasina Wajed könnte geschwächt, die zersplitterte Opposition wiederbelebt werden.
Aktuell ist die externe Liquidität Bangladeschs noch gut. Während der Pandemie stiegen die Devisenreserven sogar, was Credendo mit einem starken Rückgang der Importe und robusten Überweisungen der Arbeitnehmer erklärt. Daher ist die Importdeckung mit 6,5 Monaten recht komfortabel, sie düfte aber in den kommenden Monaten sinken. Der Kreditversicherer sieht das kurzfristige politische Risikorating noch stabil bei 3/7, es könnte aber in Zukunft unter Druck geraten. Das Verhältnis zwischen kurzfristiger Auslandsverschuldung und Leistungsbilanzeinnahmen ist moderat, die Liquidität dürfte aber durch die Folgen des Ukrainekriegs beeinträchtigt werden. Das Leistungsbilanzdefizit könnte steigen durch sinkende weltweite Nachfrage nach Kleidungsstücken auf der einen und steigende Preise für importierte Kraftstoffe und Lebensmittel auf der anderen Seite.
Bangladeschs Währung Taka war zwischen März 2021 und März 2022 weitgehend stabil (-1,6 % gegenüber dem US-Dollar), auch aufgrund von Interventionen der Zentralbank. Credendo erwartet aber Druck auf die Währung im Jahresverlauf durch steigende Inflation (6 % im Jahresvergleich im März) und das wachsende Leistungsbilanzdefizit. Der Kreditversicherer bewertet das Geschäftsumfeldrisiko mit Rating D/G, der Ausblick ist jedoch negativ. Zudem ist das Risiko weiter Covid-Wellen nicht verschwunden. Zwei Drittel der Bevölkerung sind aber mittlerweile geimpft und die Pandemie sollte kein allzu großes Abwärtsrisiko darstellen.
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