Credendo erwartet ernsthafte Auswirkungen der schweren Sanktionen auf die Wirtschaft in Russland und Belarus

Am vergangenen Donnerstag startete Russland eine umfassende Invasion in der Ukraine und forderte die ukrainische Armee auf, ihre Waffen niederzulegen. In den folgenden Stunden verhängten die EU, die USA, das Vereinigte Königreich und Kanada Sanktionen gegen Russland und Belarus, die sich hauptsächlich gegen Einzelpersonen und Unternehmen richteten. Diese Sanktionen waren bereits weitreichend, z. B. die Entscheidung, die größte Bank Russlands, die Sberbank, vom US-Finanzsystem abzutrennen. Darüber hinaus wurden am Samstag noch strengere Finanzsanktionen gegen Russland verkündet. Einige russische Banken wurden aus dem globalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. In der Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Sberbank Europe AG und ihre Tochtergesellschaften in Kroatien und Slowenien aufgrund von Zahlungsabflüssen bereits als zahlungsunfähig oder wahrscheinlich zahlungsunfähig eingestuft. Am Montag haben die USA und die EU alle Transaktionen mit der russischen Zentralbank verboten und diese damit daran gehindert, einen Großteil ihrer Devisenreserven z. B. zur Stützung ihrer Währung zu verwenden, da diese hauptsächlich im Ausland gehalten werden (in den USA, Deutschland, Frankreich, China, Großbritannien, Österreich und Japan). Weitere Sanktionen gegen Russland und Belarus in den kommenden Tagen sind nicht ausgeschlossen.

Der Kreditversicherer Credendo betrachtet diese Sanktionen als einige der härtesten Maßnahmen, die der Westen verhängen konnte. Der Ausschluss einiger Banken (VTB, Bank Otkritie, Novikombank, Staatsbank Promsvyazbank, Bank Rossiya, Sovcombank und die Staatsbank VEB) aus SWIFT wird erhebliche Auswirkungen auf den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr aus Russland haben. Credendo weist darauf hin, dass es zwar andere Plattformen zur Zahlungsabwicklung gibt, da beispielsweise Russland als Reaktion auf Sanktionen 2014 damit begann, ein eigenes Finanzkommunikationssystem (SPFS) zu erstellen. Solche Plattformen haben aber eine begrenzte Reichweite außerhalb des Landes, das sie erstellt hat. Daher werden grenzüberschreitende Zahlungen mit den betroffenen Banken äußerst schwierig sein. Der Kreditversicherer erwartet, dass eine große Anzahl russischer Unternehmen möglicherweise nicht mehr in der Lage sein wird, solche Zahlungen für Importe zu tätigen, selbst wenn keine sanktionierten Unternehmen beteiligt sind.

Credendo sieht die russische Wirtschaft eindeutig hart getroffen. Der russische Rubel ist abgestürzt, während die Zinssätze einen starken Anstieg von 9,5 % auf 20 % zeigten. Viele internationale Unternehmen investieren nicht mehr in das Land. Höhere Inflation (8,8 % im Jahresvergleich im Januar 2022), erhebliche Unterbrechungen der Lieferketten, Warenknappheit (insbesondere Hightech-Waren) und Devisenknappheit erwartet der Kreditversicherer. Der Kreml führt Kapitalverkehrskontrollen ein, um Deviseneinnahmen zu stützen. Laut internationalen Medienberichten verbieten diese Kontrollen den Russen seit 1. März, Fremdwährungen ins Ausland zu transferieren oder Kredite in Fremdwährungen außerhalb des Landes zu bedienen. Russischen Exporteuren befahl der Kreml außerdem, 80 % ihrer Deviseneinnahmen seit 1. Januar zu verkaufen, um den starken Rückgang des Rubelkurses auszugleichen. Die genaue Gesetzgebung muss noch präzisiert und bestätigt werden.

Da ein Teil der russischen Truppen die Invasion der Ukraine von Belarus aus gestartet hat und weil Russlands Präsident Putin die Nuklearstreitkräfte des Landes in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat (mit möglicher Verlagerug von Atomwaffen nach Belarus), erwartet Credendo zusätzliche Sanktionen des Westens gegen den wichtigen russischen Verbündeten Belarus. Darüber hinaus hat Belarus keinen Zugang zu internationalen Märkten und ist auf Russland als Hauptfinanzierungsquelle angewiesen, das selbst von den beschriebenen Sanktionen hart getroffen wird. Daher hat Credendo das politische Risikorating auf die schlechteste Kategorie 7/7 herabgesetzt. Das politische Gewaltrisiko (derzeit in der mittleren Kategorie 4/7) steht ebenfalls unter Druck. 

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