Ein Studienabbruch wird für Betroffene und den Fiskus zum Minusgeschäft

Etwa jeder vierte Studierende in Deutschland bricht das Bachelorstudium und rund jeder sechste das Masterstudium ab. Obwohl viele der Betroffenen nach dem Abbruch eine Berufsausbildung starten, hat der Umweg über die Uni negative finanzielle Folgen für Fiskus und für die Abrechenden selbst, ergibt eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim. Zum einen wird ein Abbruch für die öffentlichen Haushalte zum Minusgeschäft: Im Vergleich zu Abiturienten, die direkt eine Ausbildung absolviert haben, übersteigen bei einem Studienabbruch die staatlichen Ausgaben die zu erwartenden Erträge aus Steuern und anderen Abgaben über die folgenden 40 Jahre des Erwerbslebens. Zum anderen ergibt sich für die Abbrechenden im Vergleich zur Referenzgruppe eine negative individuelle Bildungsrendite.
 „Es gibt Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen zu verringern. Informationen über attraktive Alternativen zum Studium können dazu beitragen, Abiturienten zu einer Berufsausbildung zu bewegen, die sonst die Hochschule voraussichtlich ohne Abschluss verlassen würden. Darüber hinaus sind Maßnahmen zielführend, die Studierende dabei unterstützen, ihr Studium erfolgreich zu beenden, wie etwa klar strukturierte Studienpläne und regelmäßige Kontakte zu Lehrenden“, sagt Friedhelm Pfeiffer, kommissarischer Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und Mitautor der Studie. Für die öffentlichen Haushalte weist ein Studienabbruch im Schnitt eine negative Rendite von minus 5,9 Prozent aus, während ein erfolgreich abgeschlossenes Studium eine positive Rendite in Höhe von 6,6 Prozent erwirtschaftet. Ein Studienabbruch nach zwei Jahren in Verbindung mit einer anschließenden dreijährigen Berufsausbildung weist auch für die Betroffenen negative Renditen aus. Im Vergleich dazu liegen die individuellen Renditen bei einem erfolgreichen Studienabschluss bei über sieben Prozent. Zusätzlich analysierten die Ökonomen auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels, ab welchem Einkommensniveau die fiskalische Bildungsrendite bei Studienabsolventen aufgebraucht wäre. In der Simulation musste das Bruttoeinkommen um etwa 15 Prozent niedriger ausfallen, damit die Erträge des Fiskus auf null Prozent sinken.
Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Arbeitsmärkte und Personalmanagement; Digitale Ökonomie; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Marktdesign; Soziale Sicherung und Verteilung; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft, Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik.

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