Consultingkonjunktur trotzt dem Abwärtstrend in der Gesamtwirtschaft

  • Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden bringt die IT-Beratung zurzeit an Wachstumsgrenzen
  • Ausbleibende Insolvenzwelle hemmt Sanierungsberatungsgeschäft weiter
  • Hälfte der großen Consultingfirmen kompensiert CO2-Ausstoß der Dienstreisen

Die Consultingbranche bleibt auf dem zuletzt eingeschlagenen Höhenflug und trotzt damit dem aktuell von einigen Wirtschaftsinstituten vermeldeten Abwärtstrend für die Gesamtwirtschaft. Während zum Beispiel der Geschäftsklimaindex des Ifo-Institutes im 3. Quartal 2021 auf 98,8 gesunken ist (2. Quartal 2021: 101,8), legte der vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) erhobene Geschäftsklimaindex für die Consultingbranche im Vergleichszeitraum nochmals leicht von 110,2 auf 111,4 zu. Knapp 60 Prozent der Unternehmensberatungen gaben an, im 3. Quartal 2021 über ihren Budgetplanungen zu liegen. Jede dritte Consultingfirma bewegte sich im Rahmen der intern aufgestellten Planungen. Und: Auch für die kommenden sechs Monate zeigen sich die Consultants zuversichtlich. Knapp jede zweite Unternehmensberatung geht von einer sich noch weiter verbessernden Geschäftsentwicklung aus. Daneben äußern 47 Prozent eine gleichbleibende Geschäftserwartung. Allerdings fällt die Situation je nach Beratungsfeld unterschiedlich aus. BDU-Präsident Ralf Strehlau: „Die Durststrecke der Sanierungsberater verlängert sich durch die umfangreichen und kürzlich nochmals verlängerten Corona-Hilfsprogramme für Unternehmen in der Krise weiter. Hierdurch bleibt die schon länger vorhergesagte Insolvenzwelle weiterhin aus, wir erwarten sie jetzt frühestens Anfang 2022.“

Die IT-Beratung konnte den sehr hohen Geschäftsklimawert aus dem 2. Quartal 2021 zwar nicht ganz halten, sie bleibt aber im Vergleich aller Beratungsfelder ganz oben auf Top-Niveau gerankt. „Unsere Kunden haben die Schlagzahl bei ihren Digitalisierungsanstrengungen merklich erhöht. Daher sind speziell Beratungsprojekte mit IT-Komponenten extrem stark nachgefragt und wir bewegen uns in der IT-Beratung zum Teil hart an der Vollauslastungsgrenze. Hier muss man deutlich sagen: Der limitierende Faktor ist der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden im IT-Beratungssegment“, so der BDU-Präsident.Mit einem Anteil von 79 Prozent meldeten besonders die Consultingfirmen der Größenklasse `10 bis 50 Millionen Euro` eine über den Budgetplanungen liegende Geschäftssituation. Bei den großen Marktteilnehmern mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz sind es Zweidrittel. Kleinere Unternehmensberatungen – in der Regel sind das Einzelberaterinnen und Einzelberatern unter 250.000 Euro Jahresumsatz – haben hingegen zum Teil weiterhin mit Gegenwind zu kämpfen. In dieser Größenklasse meldete im 3. Quartal 2021 jede fünfte Beratungsfirma eine schlechte Budgetsituation. Der Fahrzeugbau sowie das Verkehr- und Gaststättengewerbe bildeten die Schlusslichter bei der Branchennachfrage. Die stärkste Nachfrage kam aus dem Gesundheitswesen, der Chemie-/Pharmabranche sowie den Energie- und Wasserversorgern.

Über die Hälfte der großen Consultingfirmen kompensiert den CO2-Ausstoß der Dienstreisen

Neben den Ergebnissen zur Geschäftssituation und zu den Geschäftsaussichten in der Consultingbranche hat der BDU ergänzend bei den Marktteilnehmern den Stand der Nachhaltigkeitsaktivitäten abgefragt. 94 Prozent der großen Unternehmensberatungen geben an, sich ganz konkret mit den Anforderungen und Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf das eigene, nachhaltige Wirtschaften auseinanderzusetzen. Bei den mittelgroßen Consultingfirmen beträgt der Anteil 75 Prozent. Und: Mitarbeitende aus Unternehmensberatungen aller Größenklassen legen großen Wert auf eine Nachhaltigkeitsorientierung ihrer Arbeitgeber. Die Befragungsergebnisse zeigen weiterhin, dass der Employer-Branding-Aspekt bei den Nachhaltigkeitsaktivitäten umso wichtiger ist, je größer die Consultingfirma ist. Die größten Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeitsmanagement sehen die Consultants vor allem im großen zeitlichen und personellen Aufwand sowie aufgrund der hohen Komplexität. Knapp die Hälfte der großen Marktteilnehmer berichtet bereits aktuell nach anerkannten Standards über seine Nachhaltigkeitsaktivitäten. Kleinere und mittelgroße Unternehmensberatungen stehen hier erst am Anfang ihrer Bemühungen. Der Anteil der großen Consultingfirmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz, die den durch Dienstreisen verursachten CO2-Ausstoß immer kompensieren, beträgt aktuell 53 Prozent (gelegentlich: 18 %). Auch bezeichnen sich rund ein Drittel der großen Marktteilnehmer zum jetzigen Zeitpunkt bereits als klimaneutral.

Hintergrund zur Geschäftsklima-Befragung

An der Online-Befragung „Geschäftsklima-Befragung Consulting“ unter Unternehmensberatern im Zeitraum 29. Juni bis 4. Oktober 2021 haben 361 Consultants aus der gesamten Consultingbranche teilgenommen. Das Stimmungsbarometer für die Consultingbranche führt der BDU analog zur Methodik des Ifo-Instituts durch. Ergänzend werden Einschätzungen der Marktteilnehmer zu aktuellen Zusatzthemen erhoben.

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