„Sustainable Finance“: Fuest kritisiert geplante EU-Vorgaben

Die Pläne der EU zur nachhaltigen Regulierung der Finanzwirtschaft stoßen bei Wirtschaftsexperten und Unternehmen auf Kritik. „Umweltprobleme sollten primär durch umweltpolitische Maßnahmen angegangen werden“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest in einer von der IHK München beauftragten Studie zu den EU-Plänen. Transparenz und richtige Bepreisung von Risiken seien wichtig, aber eine Lenkung der Kapitalströme in ‚grüne‘ Verwendungen durch die Finanzregulierung sei problematisch. „Die dazu vorgesehene Klassifizierung von Wirtschaftstätigkeiten in ‚grün‘ oder ‚braun‘ wird durch andere klimapolitische Instrumente überlagert – es findet somit eine ineffiziente Doppelregulierung statt“, kritisiert Fuest.

Johannes Winklhofer, Vizepräsident der IHK für München und Oberbayern und geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Automobil- und Maschinenbauzulieferers iwis, sagt, der Wandel zu einer ressourcenschonenderen Wirtschaft sei grundsätzlich ein wichtiger und richtiger Schritt zur Erreichung der Klimaziele. „Die Bedürfnisse der stark mittelständisch geprägten bayerischen und deutschen Wirtschaft müssen aber deutlich besser berücksichtigt werden, sonst droht ein riesiges neues Bürokratiemonster. Die Überlegungen zur Definition einer nachhaltigen Wirtschaftstätigkeit entlang der gesamten Lieferkette gehen zu weit.“

Da sich kleine und mittelständische Unternehmen und Zulieferer traditionell stärker über Kredite finanzieren, dürften sie weit mehr unter schärferen Finanzierungsvorgaben leiden als große Konzerne mit direktem Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Damit würden kapitalintensive Transformationsprozesse sogar eher verhindert als gefördert, kritisiert die IHK.

Hintergrund der Debatte ist der Aktionsplan „Sustainable Finance“, mit dem die EU die Finanzwirtschaft als Hebel des wirtschaftlichen Umbaus nutzen und Finanzströme gezielt in nachhaltige Projekte und Unternehmen lenken will. Derzeit wird in Brüssel dazu eine „gemeinsame Taxonomie“ entwickelt, mit der die EU die Nachhaltigkeit aller Wirtschaftstätigkeiten und Produkte klassifizieren will.

Die IHK München und das ifo Institut stellen die Studie „Sustainable Finance – Eine kritische Würdigung der deutschen und europäischen Vorhaben“ heute um 10:30 Uhr auf einer Podiumsdiskussion in München vor. Neben ifo-Chef Clemens Fuest, IHK-Vizepräsident Johannes Winklhofer und Bundestagsmitglied Alexander Radwan (CSU) in München sind zugeschaltet Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, und Sven Giegold, Mitglied der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament.

Die Studie ist abrufbar unter https://www.ifo.de/publikationen/2020/monographie-autorenschaft/sustainable-finance

 

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Poschingerstr. 5
81679 München
Telefon: +49 (89) 9224-0
Telefax: +49 (89) 985369
http://www.ifo.de

Ansprechpartner:
Harald Schultz
Pressesprecher
Telefon: +49 (89) 9224-1218
Fax: +49 (89) 9224-1267
E-Mail: Schultz@ifo.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel