Mindestens die Hälfte der in Deutschland bereitgestellten Webseiten läuft auf vergleichsweise langsamen Servern. Das ist eine alarmierende Erkenntnis aus dem von connect und zafaco soeben veröffentlichten Anbietercheck Webhosting 2020.
Die auf Netztests spezialisierte Firma zafaco führte im Auftrag von connect von Mitte Juni bis Mitte Juli umfangreiche Tests sogenannter Webhosting-Pakete durch. Dabei handelt es sich um die Angebote von spezialisierten Firmen, mit denen Privat- wie Geschäftskunden ihre Webseiten und Online-Shops, aber auch private Blogs oder Cloudspeicher im Internet bereitstellen. Im Testzeitraum führten automatisierte Testsysteme 672.614 Einzelmessungen durch. Sie erfolgten über Internetanschlüsse von 1&1, EWE, M-net, NetCologne, Pyur, Telefónica, Telekom und Vodafone (inklusive Unitymedia) mit einem Mix aktueller Anschlussprodukte – bilden also zuverlässig die reale Erfahrung deutscher Internet-Nutzer ab.
Getestet wurden spezielle statische Testwebseiten, aber auch unter dem Blog-System WordPress aufbereitete „dynamische Webseiten“. Außerdem im Fokus des Tests: Die Performance der für aufwendigere Webseiten benötigten Skriptsprache PHP sowie die Ausführungszeiten von komplexen Datenbankfunktionen auf den getesteten Servern.
Sehr gute Noten überwiegend für inländische Anbieter
Das überraschende Ergebnis: Sehr gut abgeschnitten haben überwiegend kleinere und mittlere Anbieter, die aus Deutschland heraus agieren – wie die im fränkischen Gunzenhausen beheimatete Firma Hetzner (473 von 500 Punkten, Note sehr gut), das aus dem im nordrhein-westfälischen Espelkamp operierende Unternehmen Mittwald (466 von 500 Punkten, Note sehr gut) oder der Hamburger Web-Provider Webgo (465 von 500 Punkten, Note sehr gut). Auch All-inkl aus Friedersdorf, Sachsen (450 von 500 Punkten, Note sehr gut) und der Kölner Anbieter Host Europe (433 von 500 Punkten, Note sehr gut) zählen in dem Vergleich zur Spitzengruppe.
Gute Ergebnisse zeigen auch der mit über zwei Millionen Kunden recht große Anbieter Strato (424 von 500 Punkten, Note gut), der Rechenzentren in Berlin und Karlsruhe betreibt, sowie Estugo aus dem mecklenburg-vorpommernschen Greifswald (360 von 500 Punkten, Note gut) und der aus einer Münchener Dependance arbeitende weltweit aktive Anbieter GoDaddy (375 von 500 Punkten, Note gut).
Nur befriedigende Leistungen aufgrund vergleichsweise langsamer Seitenabrufe und/oder zu geringer Server-Performance erzielten Goneo mit Sitz im ostwestfälischen Minden (356 von 500 Punkten, Note befriedigend), der Ismaninger Anbieter DomainFactory (345 von 500 Punkten, Note befriedigend), der zum Firmenverbund 1&1 zählende Anbieter Ionos (acht Millionen Kundenverträge, 340 von 500 Punkten, Note befriedigend) sowie der in Halle an der Saale ansässige Hostingprovider Alfahosting (337 von 500 Punkten, Note befriedigend). Ionos erklärte die schlechten Ergebnisse bei dynamischen Webseiten und der Datenbank-Performance mit einer redundanten Speicherung der Daten – der Anbieter hat sich also ein Stück weit für höhere Datensicherheit zu Lasten der Datenbankgeschwindigkeit entschieden.
Mehr als die Hälfte der deutschen Webseiten könnte schneller sein
Laut der deutschen Domainverwaltungs-Instanz DENIC gibt es rund 16,3 Millionen Webseiten in Deutschland. Bei den im Test mit „befriedigend“ bewerteten Anbietern werden davon mehr als die Hälfte gehostet. (Ionos: rund acht Millionen Kunden‑ verträge, DomainFactory: rund 1,3 Millionen, Alfahosting: rund 200.000; Goneo nennt keine Zahlen).
„Wir fanden es überraschend, dass gerade viele große und bei den Nutzern beliebte Anbieter ihre Leistungen nur mit angezogener Handbremse liefern“, kommentiert Dirk Waasen, Verlagsleiter, Herausgeber und Chefredakteur von connect, das Ergebnis. „Kunden sollten sich also bei der Auswahl eines Webhosting-Providers nicht vorrangig an der Größe orientieren. Die beste Orientierungshilfe sind natürlich unsere unabhängig ermittelten Testergebnisse.“
An den Preisen liegen die festgestellten Unterschiede dabei nicht: „Bei der Auswahl der getesteten Produkte haben wir ein Limit von 12 Euro pro Monat gesetzt. Zu Werbezwecken vergünstigte Aktionspreise für die ersten Monate wurden dabei nicht berücksichtigt“, erklärt Christoph Sudhues, Geschäftsführer von zafaco.
Außerdem durfte die Vertragslaufzeit nicht länger als 12 Monate betragen, und der Datentraffic musste im Monatspreis inkludiert sein. „Eine interessante Frage wird nun sein, ob die Leistungen der Anbieter in ihren höheren Tarifen besser ausfallen“, sagt Christoph Sudhues. Dem will zafaco in Kürze im Rahmen weiterer Tests auf den Grund gehen.
Über zafaco
Die zafaco GmbH versteht sich als übergreifender, unabhängiger und neutraler Dienstleister in den Bereichen Benchmarking, Broadband Measurement Tools, Business Intelligence und Business Service Management mit eigener mess-technischer Infrastruktur. Als Technologie- und Marktführer für Breitbandtests und erfahrener und bewährter Partner von Regulierungsbehörden und Telekommunikationsanbietern steht die zafaco GmbH für Harmonisierung und Standardisierung von Breitbandtests in Europa.
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