Kommentar: Arbeitslosigkeit in USA steuert auf 15 Prozent zu

Klaus-Jürgen Gern, Federführung Weltwirtschaft und Rohstoffmärkte am IfW Kiel, kommentiert die heute veröffentlichte Anzahl der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe in den USA.   

"Die Ausbreitung von Covid-19 und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben große Teile der US-Wirtschaft lahmgelegt und zu einer historisch einmaligen Welle von Entlassungen geführt. In der vergangenen Woche wurden nochmals 6,6 Millionen neue Anträge auf Arbeitslosenversicherung gestellt. Dies ist kaum weniger als in der vergangenen Woche (die zunächst gemeldete Zahl von ebenfalls 6,6 Millionen wurde auf 6,9 Millionen revidiert) und drastisch höher, als vor der Corona-Krise selbst in Rezessionsphasen jemals verzeichnet wurde. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Wochen   rund 17 Mio. Neuanträge gemeldet. Selbst wenn in den kommenden Wochen nicht mehr ganz so viele Erstanträge eingehen, könnte die Arbeitslosenquote im April in der Größenordnung von 15 Prozent liegen. Das wäre die höchste Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 1948.

Die Erstanträge liefern ein aktuelleres Bild der Arbeitsmarktsituation als der in der vergangenen Woche veröffentlichte Wert für die Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent im Monat März. Dieser unterzeichnet das Ausmaß des Anstiegs der Unterbeschäftigung drastisch, weil er auf Daten von Anfang März beruhte. Angesichts der immer noch rasanten Ausbreitung des Virus dürfte die Arbeitslosigkeit auch in den kommenden Wochen weiter zunehmen. Zudem sind die Behörden vielerorts wohl von der Flut an Anträgen überwältigt und melden diese erst mit einer gewissen Verzögerung.

Ein Grund für den besonders starken Anstieg der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ist auch, dass im Rahmen des Ende März verabschiedeten „CARES Act“ das Arbeitslosengeld aufgestockt und die Kriterien für den Bezug gelockert wurden. Dadurch gibt es im Vergleich zu früheren Rezessionen für Menschen, die ihren Job verloren haben, mehr Möglichkeiten staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen. Diese Zuwendungen sind nicht nur sozialpolitisch motiviert. Sie dienen auch dem gesundheitspolitischen Ziel der Seucheneindämmung, denn nun können es sich die Menschen auch „leisten“, für einen längeren Zeitraum zuhause zu bleiben."              

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