- Scheider: Wir haben schnell und entschieden auf die Corona-Ausbreitung reagiert und die Interessen der Mitarbeiter bestmöglich mit denen von ZF in Einklang gebracht
- Im Jahr 2019 erzielt der Technologiekonzern einen Umsatz von 36,5 (2018: 36,9) Milliarden Euro
- Bereinigtes EBIT liegt bei 1,5 (2018: 2,1) Milliarden Euro, bereinigte EBIT-Marge bei 4,1 (2018: 5,6) Prozent
- Ausgaben für Forschung und Entwicklung steigen auf 2,7 (2018: 2,5) Milliarden Euro
- Neue Aufträge für elektrische Antriebe im Pkw- und Bussegment
- Wabco-Zukauf strategisch richtig und solide finanziert
Die ZF Friedrichshafen AG hat in einem herausfordernden Umfeld ihre im Sommer 2019 angepassten Ziele für das Gesamtjahr erreicht. Mit 36,5 Milliarden Euro lag der Konzernumsatz – bereinigt um Wechselkurseinflüsse und M&A-Aktivitäten – leicht unter dem Vorjahreswert von 36,9 Milliarden Euro (organisch minus 1,9 Prozent). Das bereinigte EBIT betrug 1,5 (2018: 2,1) Milliarden Euro. Die bereinigte EBIT-Marge lag bei 4,1 (2018: 5,6) Prozent. ZF beschäftigte Ende Dezember weltweit 147.797 (2018: 148.969) Mitarbeiter. Während derzeit der Umgang mit den Folgen des Coronavirus die Wirklichkeit im Unternehmen prägt, folgt ZF langfristig den Zielen seiner Strategie „Next Generation Mobility“, um den Mobilitätswandel zu gestalten.
„In diesen Tagen erleben wir, wie die Märkte gewissermaßen über Nacht aus den Fugen geraten sind“, sagte der Vorsitzende des Vorstands von ZF, Wolf-Henning Scheider, am Donnerstag in Friedrichshafen. „Wir bei ZF haben schnell und entschieden auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert und die Interessen der Mitarbeiter bestmöglich mit denen des Unternehmens in Einklang gebracht. Wir wollen den ZF-Weg gemeinsam gehen, indem wir Beschäftigung und Einkommen überall dort sichern, wo die dafür notwendigen Instrumente vorhanden sind. Damit übernehmen wir soziale Verantwortung und leisten einen Beitrag, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und die für alle Unternehmen volatile wirtschaftliche Situation zu stabilisieren.“
ZF hat in der vergangenen Woche mit der Arbeitnehmervertretung in Deutschland eine Vereinbarung getroffen, die das Einführen von Kurzarbeit und das kontrollierte Herunterfahren von Produktion und Verwaltung ermöglicht. Während der Kurzarbeitsphasen wird das Nettoeinkommen der Tarifbeschäftigten durch einen zusätzlichen Beitrag des Unternehmens auf einem hohen Niveau abgesichert. Diese Regelung gilt für alle deutschen Standorte, die nun – den Ankündigungen der Kunden folgend – die Produktionspausen individuell umsetzen. Das Unternehmen strebt ähnliche Regelungen auch an seinen internationalen Standorten an, wenn dies dort möglich ist.
Scheider betonte, dass ZF auch in dieser ernsten Situation zuversichtlich bleibe und sich darauf vorbereite, die Werke in Europa und den USA nach dem Stopp wieder hochzufahren. In Asien sei die Produktion bereits wieder angelaufen. „Wir stehen unseren Kunden und Lieferanten weiter als zuverlässiger Geschäftspartner zur Seite – und unterstützen sie, wenn sie uns brauchen“, so der ZF-Chef.
Höhere Ausgaben und Marktschwäche prägen Kennzahlen für 2019
Der Umsatz des ZF-Konzerns lag 2019 mit 36,5 (2018: 36,9) Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert. Bereinigt um M&A-Aktivitäten sowie positive Wechselkurseffekte ergibt sich ein organischer Umsatzrückgang von 1,9 Prozent. „Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die besonderen Herausforderungen der Transformation haben unser Geschäft im vergangenen Jahr spürbar beeinflusst“, erläuterte Scheider. „Gleichwohl haben wir mehrere volumenstarke Aufträge gewonnen, etwa für die nächste Generation unseres hybridfähigen 8-Gang-Automatgetriebes sowie für Elektroantriebe für Pkw und Busse.“
Das bereinigte EBIT lag bei 1,5 (2018: 2,1) Milliarden Euro; die bereinigte EBIT-Marge ging auf 4,1 (2018: 5,6) Prozent zurück. Das Ergebnis ist geprägt durch gestiegene Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie den Aufbau neuer Standorte für Zukunftstechnologien, etwa für die Produktion von Elektroantrieben in Deutschland, Serbien und China. Darüber hinaus macht sich auch der wirtschaftliche Abschwung in der Automobilindustrie im Ergebnis bemerkbar. Der um Unternehmenskäufe und -verkäufe bereinigte Free Cashflow lag bei 803 (2018: 891) Millionen Euro.
ZF hat auf die schwächeren Märkte konsequent reagiert, Investitionen überprüft und zurückgestellt sowie an mehreren Standorten Schließtage vereinbart – rein über betriebliche Flexibilisierungsinstrumente. „Wir konnten unsere Kostenstruktur weitgehend an die geänderte Marktlage anpassen“, sagte ZF-Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer. „Damit haben wir erreicht, dass unsere Ergebnisgrößen noch innerhalb des zur Jahresmitte 2019 korrigierten Erwartungskorridors liegen. Diese Werte entsprechen aber nicht unseren strategischen Zielen. Wir werden daher weiter an unserer Kostenstruktur arbeiten, um Verbesserungen zu erreichen.“ Dazu soll auch die verstärkte Digitalisierung von Geschäftsprozessen beitragen.
Die Investitionen in Sachanlagen betrugen 1,9 (2018: 1,6) Milliarden Euro. Mit 5,2 Prozent lag die Investitionsquote deutlich über jener von 2018 (4,3 Prozent).
Ein Erfolg sei, wie Finanzvorstand Sauer weiter ausführte, die Refinanzierung des geplanten Kaufs des Nutzfahrzeugbremsenherstellers Wabco gewesen. Dafür habe ZF im vergangenen Oktober am Kapitalmarkt Anleihen und Schuldscheine in Höhe von insgesamt 4,8 Milliarden Euro platziert. „Es wollten deutlich mehr Investoren zeichnen, als für diese Finanzierung erforderlich gewesen wären“, sagte Sauer. „Das zeigt, dass der Finanzmarkt das Potenzial dieses Zukaufs sieht und unterstützt.“
Mehr Geld für Forschung und Entwicklung – neue Partnerschaften
Ungeachtet des schwierigen Umfelds hat ZF mit 2,7 (2018: 2,5) Milliarden Euro erneut mehr Mittel für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die F&E-Quote stieg von 6,7 auf 7,3 Prozent. „Wir wollen, nachdem wir die aktuelle Krise bewältigt haben, weiter zielgerichtet in Zukunftstechnologien investieren“, sagte ZF-Chef Scheider. „Damit bauen wir unsere Kompetenzen als führender Systemanbieter weiter aus. Dies wird uns helfen, die aus dem Wandel resultierenden Chancen zu nutzen.“
Für die Entwicklungsarbeit spielen – über die eigenen Ressourcen hinaus – Unternehmensbeteiligungen und strategische Partnerschaften eine entscheidende Rolle, insbesondere beim automatisierten Fahren. Hierzu zählt beispielsweise der Erwerb der 60-Prozent-Mehrheitsbeteiligung an dem niederländischen Unternehmen 2getthere, einem etablierten Anbieter autonomer elektrischer Personentransportsysteme, und die jüngst vereinbarte Zusammenarbeit mit Microsoft zur Verbesserung von Entwicklungsprozessen. Dadurch will ZF das Implementieren und Bereitstellen von Software deutlich beschleunigen. „Dies ist wichtig für unsere Kunden, die eine flexible Zusammenarbeit schätzen und kurze Lieferzeiten für Software-Updates benötigen“, erläuterte Scheider. „Außerdem werden wir Software schon entwickeln können, wenn die Hardware noch nicht verfügbar ist. ZF wird so auch als Anbieter von reinen Software-Produkten im Automotive-Markt auftreten.“
Mitarbeiterzahl leicht unter Vorjahreswert
Ende 2019 beschäftigte ZF weltweit 147.797 Mitarbeiter (2018: 148.969). Der Rückgang um 0,8 Prozent spiegelt die schwächere wirtschaftliche Entwicklung wider – geplant war ursprünglich ein Aufbau um mehrere Tausend Mitarbeiter. Besonders in China (minus 9,7 Prozent auf 13.289 Mitarbeiter) und den USA (minus 7,5 Prozent auf 11.069 Mitarbeiter) hat ZF seine Kapazitäten angepasst, da hier kaum Flexibilisierungsmaßnahmen wie etwa in Deutschland zur Verfügung stehen. Dort blieb die Mitarbeiterzahl mit rund 50.900 auf dem Niveau des Vorjahres. Zusätzliche Stellen wurden in den Bereichen Elektromobilität, autonomes Fahren und Softwareentwicklung geschaffen. Damit sind mittlerweile rund 19.400 (2018: 17.100) Mitarbeiter weltweit im Bereich Forschung und Entwicklung tätig.
Klimaneutralität bis 2040 angestrebt
Als Anbieter zukunftsweisender Mobilitätslösungen ist ZF den Pariser Klimazielen verpflichtet – sowohl durch das Angebot sauberer und effizienter Technologien als auch durch die Reduzierung der CO2-Bilanz seiner Standorte. Dafür hat das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Klimaschutzstrategie ausgearbeitet, die auf dem sogenannten Corporate Carbon Footprint (CCF) basiert. Darin verpflichtet sich ZF, die Treibhausgasemissionen (insbesondere CO2) aus dem Betrieb der Werksanlagen perspektivisch weitgehend zu reduzieren. „Unser Ziel ist, bis 2040 entsprechend der Vorgaben des UN-Klimarats klimaneutral zu sein“, sagte Scheider. „Dazu bauen wir die bestehenden Programme zur Energieeffizienz aus und setzen noch mehr auf grüne Energie aus Eigenerzeugung.“ Durch Produktion nachhaltiger Energie mit Windkraft-Antriebstechnik von ZF leistet der Konzern auch außerhalb seiner Werke einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2020
Die weltwirtschaftliche Lage hat sich seit der Ausbreitung des Coronavirus und dem Testat des ZF-Jahresabschlusses grundlegend verändert. „Wenn Deutschland, wenn die Welt zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stillstand kommt, ist dies eine Ausnahmesituation“, betonte Scheider. „Deren Auswirkungen sind ungewiss, weshalb wir gegenwärtig keine verlässliche Prognose für 2020 treffen können. Wir werden weiterhin alle Kraft darauf verwenden, unsere Mitarbeiter zu schützen, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und die Stabilität unseres Unternehmens zu sichern. Mit unserer Strategie ‚Next Generation Mobility‘ sind wir langfristig gut vorbereitet, um die Mobilität der Zukunft zu verwirklichen.“ Mit milliardenschweren Neuaufträgen für das hybridfähige 8-Gang-Automatgetriebe und das Neugeschäft im Bereich aktive Sicherheitstechnik (Integriertes Bremssystem/IBC), die weiter steigende Nachfrage nach elektrischen Busantrieben und die Entwicklungsaufträge für automatisierte Fahrfunktionen habe sich ZF langfristige Perspektiven geschaffen.
ZF ist ein weltweit aktiver Technologiekonzern und liefert Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik. Mit einem umfassenden Technologieportfolio bietet ZF ganzheitliche Lösungen für etablierte Automobilhersteller sowie Mobilitätsanbieter und neu entstehende Unternehmen im Bereich Transport und Mobilität. Ein Schwerpunkt der Weiterentwicklung der ZF-Systeme ist die digitale Vernetzung und Automatisierung. ZF lässt Fahrzeuge sehen, denken und handeln.
ZF ist mit 148.000 Mitarbeitern an rund 240 Standorten in 41 Ländern vertreten. Im Jahr 2019 hat ZF einen Umsatz von 36,5 Milliarden Euro erzielt und sieben Prozent seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung aufgewandt.
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