Seit den 1960-er Jahren sind die Zuchtlinien für Legehennen und Masthähnchen streng getrennt. Legehennen produzieren Eier und Masthähnchen Fleisch. Die Vorteile dieser Trennung zeigten sich in der Effizienz der Produktion in Bezug auf die Legeleistung, Mastdauer und Futterverwertung verbunden mit niedrigeren Kosten. Der Nachteil: In der Legehennenzucht sind männliche Küken nutzlos. Insgesamt 45 Millionen männliche Küken werden jährlich getötet und zumeist der Tierfuttermittelproduktion zugeführt.
Mögliche Alternativen
Dies ist rechtlich heute noch der Standard in Deutschland. Aber nach den ethischen Wertvorstellungen, die auch 2002 zur Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz geführt haben, soll diese Praxis laut Bundesverwaltungsgericht nur noch übergangsweise zulässig sein. Das Gericht bezieht sich in seinem aktuellen Urteil von 2019 auf in Kürze zur Verfügung stehende Alternativen zum Töten männlicher Küken (BVerwG, Urteil vom 13.06.2019 – 3 C 28.16). Die Alternativen sind die Geschlechtsbestimmung im Ei, bevor das Küken schlüpft sowie die Aufzucht der männlichen Tiere. Während z.B. bei der „Initiative Bruderhahn“ die männlichen Küken der Legerassen aufgezogen werden, besteht ein anderes Verfahren in der Zucht von Hühnern, die Eier legen und Fleisch produzieren (z.B. alte Rassen oder moderne Zweinutzungshybrid-Tiere).
„Zwar finden Verbraucher die Eier von Zweinutzungshühnern bereits im Einzelhandel, aber zu Ostern 2020 steht noch kein flächendeckendes Angebot zur Verfügung. Wer als Verbraucher diese Eier kaufen möchte, ist heute auf wenige, freiwillige Initiativen von Herstellern und Einzelhandel angewiesen“, erklärt Dr. Andreas Daxenberger, Lebensmittelexperte bei TÜV SÜD.
Frühe Geschlechtsbestimmung im Ei
Die wichtigste Alternative ist die frühe Geschlechtsbestimmung des Kükens bereits im Ei. Die Forschung hat bereits eine Methode zur Vermeidung des Kükentötens präsentiert und baldige Marktreife angekündigt.
Eier vom Zweinutzungshuhn
Wieder die alten traditionellen Hühnerrassen zu nutzen, hat sich im großen Maßstab in Deutschland nicht bewährt. Denn deutliche Einbußen in der Wirtschaftlichkeit der Höfe kamen schnell zu Tage. Alte Rassen wie das Vorwerkhuhn und das Sundheimer- oder Sulmthalerhuhn legen ca. 180 bis 200 Eier pro Jahr. Zum Vergleich: Die Hochleistungs-Legehennen aus getrennter Legehühnerhaltung produzieren heute etwa 300 Eier pro Jahr. Die Masthähne alter Rassen bringen es in einer Lebenszeit von vier bis fünf Monaten auf 2,5 bis 4,0 Kilogramm Gewicht im Gegensatz zu den heute konventionellen Rassen, die nur fünf bis sieben Wochen bis zum Erreichen ihres Schlachtgewichtes brauchen.
Die moderne Züchtung von Lege- und Masttieren bringt seit wenigen Jahren Zweinutzungshybrid-Hühner hervor, bei denen männliche Küken nicht am ersten Lebenstag getötet werden. Diese Hühnerrassen bieten akzeptable Legeleistungen, Fleischansätze und Ei-Größen. Zudem haben einige Rassen ein ruhigeres Verhalten und entwickeln weniger Verhaltensstörungen, so dass dem Tier bis zum Ende des Lebens ein gesundes Federkleid erhalten bleibt.
Hinweise für Verbraucher
– Im Einzelhandel sind Eier und Hühnerfleisch von Zweinutzungshühnern bisher noch sehr selten erhältlich. Einige Einzelhändler haben derartige Initiativen zwar im vergangenen Jahr angekündigt, aktuell werden diese im Einzelhandel aber noch nicht flächendeckend angeboten. Verbraucher können daher im Handel aktiv danach fragen, wenn sie ein solches Angebot verstärkt wünschen.
– Eier und Hühnerfleisch von Zweinutzungshühnern sind auf Verpackungen zu erkennen durch freiwillige Siegel oder Schriftzüge, wie z.B. ohne Kükentöten, ResEGGt, SelEGGt, Bruderhahninitiativen, Spitz und Bube, Herzbube.
– Eier von Zweinutzungshühnern sind oft nicht in der Größe L oder XL erhältlich, sondern häufig in Größe S und M.
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