Saar-Bevölkerung schrumpft trotz Zuwanderung aus dem Ausland

„Das Saarland konnte in den in den letzten Jahren mehr und mehr Zuzüge verzeichnen. Seit 2010 übersteigen diese kontinuierlich die der Fortzüge. Doch es besteht kein Anlass zur Entwarnung. Denn der Zuzug ist nicht hoch genug, um die Geburtenlücke zu schließen. Und der Wanderungsgewinn ist nur deshalb positiv, weil der starke Zuzug aus dem Ausland die anhaltend hohe Nettoabwanderung in andere Bundesländer überkompensiert. Die Bevölkerung wird weiterhin schrumpfen und das Erwerbspersonenpotential bis zum Jahr 2030 um ein Viertel gegenüber dem Jahr 2015 sinken. Dadurch wird sich der bereits heute bestehende Fachkräftemangel weiter verschärfen. Weniger Beschäftigte dämpfen wiederum den Konsum sowie die Steuerkraft von Land und Kommunen. Der Handlungsdruck bleibt damit für Politik und Wirtschaft hoch. Das Saarland sollte daher deutlich stärker als bisher an seiner Anziehungs- und Bindekraft arbeiten.“ So fasste IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer eine von der IHK angefertigte Untersuchung zur Entwicklung der Wanderungsbilanz des Saarlandes zusammen.

Nach einer aktuellen Studie der IHK hat das Saarland seit dem Jahr 2000 rund 30.000 Menschen per Saldo an den Bund verloren. Dieser Wanderungsverlust konnte aber dadurch mehr als ausgeglichen werden, dass aus dem Ausland im gleichen Zeitraum insgesamt 58.000 Menschen mehr ein- als auswanderten. Alles in allem hat das Saarland seit der Jahrtausendwende dadurch einen Wanderungsgewinn von 28.000 Menschen erzielt, d.h. durchschnittlich 1.550 Personen pro Jahr. In diesem Zeitraum hat sich sowohl die Binnenwanderung als auch die Außenwanderung beschleunigt.

Anwerbestrategie für ausländische Fachkräfte entwickeln

Da sich das Fachkräfteangebot im Saarland weiter verknappen wird, kann aus Sicht der IHK die Lücke hierzulande nur durch mehr qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland  verringert werden. „Die Landesregierung sollte daher rasch eine Anwerbestrategie entwickeln und umsetzen, deren Ziel die verstärkte Rekrutierung von potenziellen Auszubildenden und Fachkräften aus dem Ausland ist, vorzugsweise für den MINT-Bereich und das Gastgewerbe“, so Dornseifer. Hierzu böten sich beispielsweise EU-Peripheriestaaten wie Italien oder Spanien an – Länder also, in denen die Jugendarbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch ist. Für diese Länder sprechen aus Sicht der IHK auch die zahlreichen bereits bestehenden Kontakte: „Städtepartnerschaften, Hochschulkooperationen und Geschäftsbeziehungen können Türöffner sein“, so Dornseifer.

Damit all dies erfolgreich gemeistert werden kann, sind noch zahlreiche Fragen zu klären, wie beispielsweise das Angebot an Unterstützungsleistungen für die berufliche Integration (Förderung der allgemeinen und fachbezogenen Sprachkompetenz, Anpassungsqualifizierung, Mentorenprogramme, Dual Career). Doch dass sich all dies lohnt, zeigt der Erfolg der Anwerbestrategien, die Politik, Wirtschaft und Arbeitsagenturen u. a. in den Regionen Hannover und Stuttgart auf den Weg gebracht haben. Sie könnten beispielgebend für das Saarland sein.

Abwanderung stoppen!

Die seit Jahrzehnten anhaltende Binnenabwanderung zeigt, dass das Saarland insbesondere an seiner Bindekraft arbeiten muss. „Lebendige Ortskerne und Innenstädte, ein vielfältiges Kulturprogramm, attraktive Wohnmöglichkeiten, ein Angebot an Kitas und Schulen, die den Qualitätsvergleich mit anderen Bundesländern nicht scheuen müssen, sowie ein leistungsfähiger ÖPNV sind wichtig, um gerade junge Menschen zum Bleiben zu motivieren. Gleiches gilt für Studiengänge, die sich am Bedarf der Wirtschaft orientieren, Strahlkraft entwickeln und so den Nachwuchs im Land halten sowie Studierende und Wissenschaftler von außerhalb anziehen. Vieles sei auf einem guten Weg – aber die Anstrengungen müssten forciert werden, um die Abwanderung zu stoppen“, so der Kammerpräsident.

Die vollständige Studie steht auf der IHK-Homepage (Kennziffer: 1512) unter http://www.saarland.ihk.de zum Download zur Verfügung.

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