Hanna Delf von Wolzogen übernahm 1996 das Theodor-Fontane-Archiv, das damals vor allem Dokumente und Texte sammelte beziehungsweise bewahrte. Ziel war es fortan, dieses zu einem modernen Literaturarchiv, einer öffentlich wahrnehmbaren Gedächtnisinstitution und einer wissenschaftlichen Einrichtung auszubauen. Dass ihr dies gelungen ist, belegen nicht nur die Aufnahme des Archivs als „Kultureller Gedächtnisort von besonderer nationaler Bedeutung“ in das Blaubuch der Bundesregierung (2001) und die 2014 erfolgte Eingliederung des Archivs als wissenschaftliche Einrichtung in die Universität Potsdam.
Unter der Leitung Hanna Delf von Wolzogens gewann das Theodor-Fontane-Archiv nachhaltig an wissenschaftlichem Renommee. Dazu trug nicht zuletzt das Fontane-Jahr 1998 bei, in dem das Archiv als Koordinator der Jubiläumsveranstaltungen in Berlin und Brandenburg auch die zentrale Veranstaltung des Landes Brandenburg ausrichtete: die große internationale Konferenz „Theodor Fontane. Am Ende des Jahrhunderts“.
Hanna Delf von Wolzogen hat wesentlich den Erwerb von Handschriften durch die Einrichtung vorangetrieben. So gelang es 1997, von Christian Andree die größte private Fontane-Sammlung zu bekommen, 2002 die lange als verschollen geltenden Briefe an Fontanes Jugendfreund Wilhelm Wolfsohn und schließlich 2007 die über 100 unbekannten Briefe an den Sohn Theodor jun. zu erhalten. Aber auch andere Erwerbungen erregten das öffentliche Interesse: die Briefe Fontanes an den Heine-Forscher und Herausgeber der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“ Gustav Karpeles (2009), an den Sprachphilosophen Fritz Mauthner und an den Schmiedeberger Amtsrichter Georg Friedlaender (2010). Durch den Besitz dieser maßgeblichen Briefsammlungen konnte das Theodor-Fontane-Archiv im Laufe der Zeit seinen Bestand an historisch wertvollen Briefen erheblich ausbauen. Darüber hinaus wuchs auch das Reservoir an wissenschaftlich wichtigen Manuskripten an, zu denen beispielsweise der seit 2006 im Archiv befindliche Text „Berlin und die Juden“ zählt.
Hanna Delf von Wolzogen hat das Archiv zu einem Ort von Editionen und Grundlagenforschung geführt. So profilierte sie ihr Haus, indem sie dessen Bestände an eigene Editionsvorhaben knüpfte. Einige wichtige Projekte in diesem Zusammenhang gehen unmittelbar auf ihre Initiative zurück: unter anderem die erste wissenschaftliche Personalbibliografie zu Fontane (Berlin 2006) oder auch die Edition des Briefwechsels Fontanes mit Wilhelm Wolfsohn (Tübingen 2006), die sie mitherausgab.
Hanna Delf von Wolzogen hat sich außerdem sehr für die Gesamtedition der Fontaneschen Korrespondenzen eingesetzt. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Erwerbungen nun möglich und soll als Internetplattform realisiert werden.
Die ausgewiesene Fontane-Kennerin wirkte jedoch nicht nur wissenschaftlich und editorisch. Sie engagierte sich auch stark dafür, das traditionsreiche Archiv in Potsdam angemessen unterzubringen. Mit der Hermann-Reemtsma-Stiftung wurde schließlich ein Förderer gefunden, der die Grundlagen hierfür schuf: Die Stiftung sanierte die Villa Quandt am Potsdamer Pfingstberg, wo das Archiv seit 2007 residiert.
Delf von Wolzogen hat Philosophie, Literaturwissenschaft und Psychoanalyse in Gießen, Frankfurt am Main und Heidelberg studiert. Von 1985 bis 1988 war sie Joseph-Buchmann-Stipendiatin der Universitäten Tel Aviv und Frankfurt am Main mit Forschungsaufenthalt in Israel. Ihre Promotionsschrift befasst sich mit Gustav Landauers Schriften zum Judentum. Dem Archiv will die 1951 geborene Forscherin weiter verbunden bleiben. Gelegenheit dazu bietet ihr sowohl das Projekt „Internetplattform“ als auch die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs e.V.“, die sie vor vier Jahren selbst ins Leben rief.
Zeit: 10.5.2017, 18.00 Uhr
Ort: Universität Potsdam, Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10, Haus 11, Raum 0.09
Kontakt: Rainer Falk Telefon: 0331/20139-79 E-Mail: rfalk@uni-potsdam.de Internet: www.fontanearchiv.de
Um Anmeldung bis zum 9. Mai bei Rainer Falk wird gebeten.
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